Jetzt auch noch Insta…

Lange ignoriert, doch jetzt auch auf Instagram. Also wer folgen möchte…

Die neue Bildgenerierung von ChatGPT

Ich habe u.a. für die Table of Elements mit der neuen Bildgenerierung von ChatGPT herumgespielt. Das mit den Texten in Bildern ist besser geworden, aber noch nicht wirklich gut, denn aus der Retrospektive wurde die „Refrospektive“ (mit F), was immer das auch sein soll und die Umlaute schauen wir uns lieber nicht an. Ob ich wirklich schon so alt aussehe, überlasse ich anderen. In einem zweiten Versuch hat sich ChatGPT aber unaufgefordert der plastischen Chirurgie bemächtigt und die Personen aus der hochgeladenen Vorlage bis zur Unkenntlichkeit verjüngt.

Auch an dem mitunter störrischen Verhalten bin ich verzweifelt – manchmal will einen die KI einfach nicht verstehen und noch Schlimmeres habe ich jüngst bei der Entwicklung eines Texts im Canvas-Mode (das ist jetzt zwar nicht mehr Bildgenerierung, aber immer noch ChatGPT) erlebt, als Chat GPT Modifikationen nicht wie gewünscht rückgängig gemacht hat, d.h. das Tool hat mir zwar gesagt, es hätte die Änderungen rückgängig gemacht, dem war aber nicht so. Da hätte ich mir eine einfache Versionsverwaltung á la Google Docs gewünscht, denn meine zwischenzeitlich entwickelten Inhalte waren unwiederbringlich weg.

Naja, die Lernkurve geht weiter: bei ChatGPT und bei uns Nutzern.

Gelesen: Human Robot Agent

Nein, dies ist keine Rezension. Stattdessen möchte ich gerne 5 Themen aus Jurgen Appelos neuen Buch Human Robot Agent aufgreifen und vielleicht auch weiterspinnen. 
Appelo, Jurgen. Human Robot Agent: New Fundamentals for AI-Driven Leadership with Algorithmic Management, Rotterdam 2025, ISBN-13: 978-90-834236-2-3 (Amazon)

1. Der Niedergang des Agilen

Mit seinem Management 3.0 hat Jurgen Appelo die Ideen agiler Softwareentwicklung auf das Management übertragen. Er war somit einer derjenigen, die den Grundstein für den agilen Hype der letzten Jahre gelegt haben. Mit seinen Wurzeln in der Systemtheorie war er ein Vordenker. Und was jetzt? Jetzt schließt sich ausgerechnet dieser Vordenker dem Abgesang an – zumindest dem Abgesang auf den agilen Mainstream. Und Jurgen fragt, warum agiles Arbeiten heute in vielen Unternehmen versagt.

Er führt dafür zehn Punkte an:

  • Der Zertifizierungswahnsinn
  • Überladene Frameworks
  • Agiler Dogmatismus
  • Modeerscheinungen und Modetrends
  • Eine fragwürdige Interpretation der neuen Rollen
  • Eine Überbetonung der Velocity (Geschwindigkeit über Ergebnis)
  • Ein Management-Vakuum aufgrund der Fokussierung auf Teamautonomie und der gleichzeitigen Vernachlässigung bewährter Managementpraktiken
  • Fehlende Abstimmung mit der Strategie (Methoden über Wirkung)
  • Die grundsätzliche Frage, ob Werte und Prinzipien des agilen Manifests im Zeitalter von AI nicht überholt sind

Er stellt fest:
„The Agile Manifesto was an incredibly influential breakthrough achievement. But it was written in the age of the Third Industrial Revolution. And it’s true that many companies still struggle to grasp its basic ideas. However, in the meantime, the underlying paradigm has shifted. To survive the Fourth Industrial Revolution, we must rewrite the core values and principles that once made Agile revolutionary. We should stop migrating organizations to an outdated operating system.“

Aber auch:
„Organizations need agility more than ever.“

Für meinen Geschmack geht Jurgen etwas zu hart mit der Agilität ins Gericht. Was am Ende ist, ist der Hype um die agile Transformation, der häufig kaum diesen Namen verdient hat. Agilität an sich ist zeitlos – und war es schon immer. Schon lange vor der Erfindung des Begriffs waren erfolgreiche Projektmanager:innen agil und werden es auch weiterhin sein. Ausgelutscht ist lediglich die Managementmode mit diesem Titel, nicht die dahinterliegenden Ideen und Prinzipien.

Auf die Frage „Und was kommt jetzt?“ ist seine Antwort klar: die vierte industrielle Revolution – alias Künstliche Intelligenz. Allerdings würde sich hier ein differenzierterer Blick lohnen. Keine Frage, die KI/AI wirbelt gerade vieles durcheinander. Und auch wenn wir schon mittendrin stecken, können wir die Tragweite noch gar nicht abschätzen. Die Strömungen, die aus den „Revolutionen“ resultieren, lösen einander nicht ab – sie existieren nebeneinander, auch wenn sich die Gewichte verschieben. Auch  wenn die AI gerade dominiert, gibt es in Teilbereichen noch die Facetten der vorherigen Revolutionen.

Selbst klassische Managementpraktiken aus der Welt der Produktion haben daher noch ihre Berechtigung. Wir müssen nur ihre Anwendung kritisch hinterfragen und jeweils entscheiden, ob sie in der konkreten Situation noch angemessen sind.

Als Management-Mode hat die AI aber sicher die agile Transformation abgelöst – obwohl das wiederum nicht ganz richtig ist, denn die Künstliche Intelligenz baut auf der Digitalisierung auf. So gesehen eine Fortsetzung auf einem anderen Level.

Aber bitte nicht falsch verstehen: Meine Skepsis gilt nicht der Künstlichen Intelligenz, sondern den Managementmoden. Ich bin grundsätzlich kein Freund von Moden. Die willigen Jünger haben sich nun ein neues Pferd ausgesucht, auf das sie genauso unreflektiert setzen, wie auf das vorherige. Ich fürchte, die Heerscharen agiler Coaches, die gerade auf der einen Seite hinauskomplimentiert werden, kehren auf der anderen Seite mit neuen AI-Zertifikaten in die Unternehmen zurück. Die geposteten Zertifikate auf LinkedIn sprechen bereits eine deutliche Sprache.

2. Beyond VUCA

Wenn VUCA nicht mehr reicht – Willkommen in BANI! Oder vielleicht besser: in MARVIS. Denn Jurgen Appelo geht über das gängige Denken in Unsicherheiten hinaus und liefert ein Framework, das differenzierter, aktueller und handhabbarer ist: Das Wicked Framework.

Zunächst ein kurzer Rückblick: VUCA steht für Volatilität, Unsicherheit, Komplexität und Ambiguität. Es wurde vor allem im militärischen Kontext geprägt und hat später Einzug in die Managementwelt gehalten. Doch Appelo meint: Diese vier Begriffe sind nicht mehr ausreichend, um die heutigen Herausforderungen zu beschreiben.

Er beschreibt zunächst das BANI-Modell (Brittle, Anxious, Nonlinear, Incomprehensible), zeigt aber auch seine Schwächen auf.

Deshalb schlägt Appelo ein eigenes Modell vor: das Wicked Framework – bestehend aus den sechs Dimensionen Modularity, Ambiguity, Reflexivity, Volatility, Intricacy und Scalability, kurz: MARVIS. Jede Dimension beschreibt einen bestimmten Aspekt der Unsicherheit. Für jede Dimension definiert Appelo drei typische Ausprägungen. Praktisch gedacht: eine Matrix zur Einordnung und zum Umgang mit komplexen Problemen.

Was daran spannend ist: Statt einer eindimensionalen Sicht auf Komplexität bietet MARVIS ein skalierbares, differenziertes Bild. Führungskräfte können systematisch reflektieren, wo ihre Herausforderungen liegen – und gezielt darauf reagieren.

Ein Beispiel: In einem System mit hoher Modularität und geringer Skalierbarkeit braucht es andere Interventionen als in einem hochvolatilen, reflexiven Umfeld.

Appelo träumt dann davon in den Profilen des MARVIS Modells Archetypen identifizieren zu können und für diese übertragbare Lösungsansätze zu entwickeln. Böse gesagt: Patentrezepte für Komplexität.

Da mag der Wunsch Vater des Gedanken sein, aber Träumen darf man ja.

3. Küchenwerkzeuge

Appelo nutzt eine Küchenmatapher und vergleicht Management-Tools mit Küchenwerkzeugen:
„Management tools, like kitchen tools, are built for predictable use cases. Strategic planning frameworks and stage-gate processes thrive in stable environments with familiar market dynamics. They’re great for whipping up tried-and-true dishes—or even new ones, provided the management paradigm remains unchallenged. The problem lies in today’s fast-changing, innovation-driven world. Standard tools fall short in new contexts. It’s like trying molecular gastronomy in a kitchen designed for Asian cuisine.“

Er schwärmt von der Einfachheit:
„Here’s what I noticed: the simpler the tool, the more often I use it. […] The simplest tools are the ones you’ll use most, and having a diverse range of devices equips you to tackle a broad array of challenges. In management, as in the kitchen, the rule is straightforward: Keep it simple and go wide.“

Und trotzdem brauchte es eine Vielfalt:
„Your management kitchen needs tools for both Michelin-star precision and grandma-level improvisation.“

Auch wenn wir mit unseren Werkzeugen in turbulenten Zeiten an unsere Grenzen stoßen:
„In a turbulent business landscape, traditional management tools are about as useful as an umbrella in a hurricane. They can’t handle the full buffet of uncertainty.“

4. Pattern Language & Pattern Library

Jurgen Appelo greift ein Konzept auf, das ursprünglich aus der Architektur stammt: die Pattern Language nach Christopher Alexander. Die Idee: Komplexe Systeme werden verständlich und gestaltbar, wenn wir sie in wiederkehrende Muster zerlegen – und diese Muster miteinander verknüpfen.

Was ist eine Pattern Language?
Eine Mustersprache beschreibt, wie einzelne Muster miteinander in Beziehung stehen und gemeinsam ein ganzes System formen. Muster sind keine Rezepte – sie sind situationsabhängige Lösungsbausteine. Der Clou: Durch die Verbindungen entsteht ein gestaltbares Ganzes.

Und was bringt das?
Vor allem eine eigene Sprache, die die Kommunikation über unsere komplexe Aufgabenstellung voranbringt und ganzheitliches Denken fördert.

Darüber hinaus:

  • Verständlichkeit durch Wiederholung
  • Reuse statt Re-Invention
  • Adaptivität durch Kombinierbarkeit

Und was ist eine Pattern Library?
Das ist die Sammlung dieser Muster – ein Werkzeugkasten. Wie ein LEGO-Set, aus dem du dein eigenes Bauwerk entwerfen kannst. Oder, um bei Appelos Metapher zu bleiben: eine gut ausgestattete Küche, in der du nach deinem eigenen Rezept kochst.

Und warum mich Pattern Language und Pattern Library so faszinieren?
Nun unsere Table of Elements (das hat jetzt gar nichts mit Appelo zu tun) ist so eine Pattern Library für das Projektmanagement. Wir haben im Projektmanagement gelernt Probleme zu erkennen und zu beschreiben und mit Hilfe einer solchen Library können wir sie bearbeiten.

5. Achso, AI und so…

Die AI ist noch ein bisschen zu kurz gekommen. Sie spielt bei Jurgen eine zentrale Rolle: 
„The relentless pace of technological change, particularly with AI, has transformed the business landscape into a shifting sand dune. Yesterday’s disruptor becomes today’s dinosaur, and your biggest competitor might be a startup no one had heard of last Tuesday.“

Er ist aber kein Kultur-Pessimist und zeigt, wo der Mensch noch gebraucht wird:

  • bei komplexen Problemlösungen
  • bei Technologiekompetenz: Zu wissen, wie KI funktioniert und wie man sich ihre Fähigkeiten zunutze macht, wird für viele Unternehmen entscheidend sein.
  • Körperliche Fertigkeiten
  • Soft Skills: Starke Kommunikations-, Kooperations- und Empathiefähigkeiten
  • Kreatives Denken

Appelo schreibt nicht nur über AI, sondern auch mit Hilfe der AI und kokettiert mit seinen Agenten. Er beschreibt die Circles of AI, AI Use Case Patterns und erklärt uns warum aus den T-shaped Helden im Zeitalter von AI jetzt M-skilled Heroen werden:
„The goal is to become M-shaped, combining mastery across multiple fields with strong business and leadership skills. For example, a product manager might also become an online marketer and video editor. A finance manager could develop additional strategic and technical abilities. With AI handling specialized work, people can tackle complex problems and think creatively across multiple disciplines.“

Fazit

Natürlich habe ich nur ein paar Schlaglichter auf  Jurgen Appelos Human Robot Agent werfen können. Aber vielleicht hat das ja gereicht, um Appetit zu wecken, denn eine Leseempfehlung ist es allemal.

Die Table of Elements

Wir haben unseren Schreibtisch aufgeräumt und eine Bestandsaufnahme gemacht. Entstanden ist zunächst eine Liste von Methoden und Werkzeugen im Projektmanagement aus unseren Trainings auf Linkedin Learning. Und darüber hinaus eine Methodenübersicht und Orientierungshilfe im Projektmanagement.

Und die englische Version gibt es hier.

Gelesen: Game Changing

Jasmin Karatas, Game Changing, Werde zum Business Nerd, München 2023, ISBN-13: 978-3-9525930-1-1 (Amazon)

Vielleicht bin ich befangen, vielleicht gehöre ich nicht zur Zielgruppe. Dafür kann Jasmin Karatas nichts, denn eigentlich hat sie ein wunderbares kleines Büchlein über Gamification geschrieben, nur dummerweise überschneiden sich unsere Kreise so weit, dass Ihre eigentliche Botschaft bei mir keine Überzeugungsarbeit mehr benötigt hat und mein persönlicher Mehrwert gar nicht in ihrer eigentlich Intention liegt, sondern eher in einzelnen Fußnoten, aber wie gesagt, dafür kann die Autorin nichts und das tut dem Buch keinen Abbruch.

Karatas Heldin ist Jane McGonigal über deren Buch Superbetter hier auch schon die Rede war. Zwei Ladies mit Gaming-Leidenschaft. Witzigerweise hatte ich mir bei der damaligen Lektüre von McGonigal vielmehr Impulse zur Gamification erhofft, als ich dann tatsächlich gefunden habe. Den Sprung zur Gamification schafft Karatas fast besser. (Kleiner Exkurs: Ja, McGonigal nutzt die Bilder und Sprache aus ihrer Gamingwelt, Superbetter ist für mich aber in erster Linie ein wertvolles Achtsamkeitstool, dass ich für mich selbst seit über einem Jahr nutze, allerdings gerade ohne die eigentlichen Gamification Komponenten, die sich McGonigal für ihre Community ausgedacht hat – die nutze ich eher weniger)

Aber ich schweife ab: Karatas arbeitet sorgfältig das Thema von Spiel und Spielen auf, über die Natur des Menschen, Kultur bis hin zu Gestaltungsprozessen. Natürlich fallen dabei Namen wie Huizinga, es gibt Ausflüge in Neurobiologie und positive Psychologie. Gestaltungsprozesse, Design Thinking & Co sind wohl die Homebase der Autorin für die sie selbst Gamification einsetzt.

Der allgemeinen/abstrakten Definition von Gamification als Einsatz von Spielelementen in spielfremden Kontexten, setzt sie ihre eigene, persönliche Definition entgegen:

„Gamification ist eine spezielle Methode, um emotionale Erfahrungen für einen Menschen oder eine Menschengruppe zu gestalten. Diese Methode lässt sich ausschließlich in einem Prozess anwenden. Sobald es ein abgeschlossenes Produkt ist, ist es ein Spiel.“

Natürlich geht es bei der Anwendung auch um Lernen und Kreativität, es geht um Social Selling, Methoden, Fuzzy Front End, Produktentwicklung und Design Theorie, um nutzerorientierte Gestaltung, Co-Creation und Innovation.

Wieder ein kleiner Ausflug: gerade zum Thema Methoden & Methodik hat Karatas einige sehr kluge Anmerkungen, die ich sicher noch für unsere Table of Elements aufgreifen werde.

Zwei Bonus-Tracks hat das Buch dann auch noch zu bieten:

  1. Eine kurze Geschichte des Computerspiels auf gut 20 Seiten – kompakt und übersichtlich
  2. und ein eigenes Glossar mit Nerdwissen aus dem ich trotz unserer Überschneidung noch das eine oder andere für mich gewonnen habe.

Zum Einstieg ins Thema ist das Buch keine schlechte Wahl.

Wer nicht gerne liest, der kann Jasmin Karatas auch hören, z.B. im New Work Chat-Podcast bei dem Sie Ende 2024 zu Gast war.

Weiter für „Nicht-Leser“ empfehlen kann ich unseren Gamification Kurs auf LinkedIn-Learning und für den Projekt-Werkraum, dem Vorläufer der Table of Elements entstand eine eigene Video-Reihe „Projekte – Spielend erfolgreich“, Während Karatas Prozessgestaltung und Design als Anwendung für Gamification im Blick hat, werfen wir den Blick auf die Projektarbeit.

Methodik ist wichtig

Methoden und Werkzeuge, wie die in der Table of PM-Elements, sind wichtig, um unsere Projekte erfolgreich zu managen. Sie helfen, Aufgaben und Aktivitäten zu strukturieren und konkret umzusetzen. Sie helfen, Themen zu verstehen und zu kommunizieren. Sie ermöglichen Austausch und Lernen.

Und die englische Version gibt es hier.

Änderung in der Fußnote

Mit Wirkung zum 01.01.2025 steht hier im Impressum wieder die Bernhard Schloß Unternehmensberatung, nachdem von 2020-2024 die Schloß Training, Events & Medien GbR verantwortlich gezeichnet hat. Inhaltlich ändert dieser Schritt zurück (bis 2020 war das auch schon so) NICHTS, einzig das Amazon Affiliate Programm ist wieder rausgeflogen.

Die Schloß GbR ist Geschichte, aber nicht mangels Erfolg, sondern weil die Tätigkeiten in einer neuen Table of Elements GbR (in neuer Personalkonstellation) aufgegangen sind und dort wird erst recht angegriffen.

Gelesen: Lernhacks

Über Thomas Tillmann mit seinem „Über“-Thema Lernen bin ich zuerst bei LinkedIn gestolpert, u.a. über seine Anleitung, wie man sich selbst mit KI jedes Thema beibringen kann. In der Folge habe ich dann das Buch Lernhacks, das Thomas gemeinsam mit Jan Schönfeld geschrieben hat, ausgegraben:

Jan Schönfeld, Thomas Tillmann, Lernhacks, Mit einfachen Routinen Schritt für Schritt zur agilen Lernkultur, München 2021, ISBN-13: 978 3 8006 6498 6

Ein wunderbares Buch, schon optisch ein Hingucker mit einem Eisenbahn/Routen-Motiv als roten Faden.

Gleich zu Beginn die Grunderkenntnis, wie Lernen in der Berufswelt tatsächlich funktioniert, nämlich zu 70% on the job, zu 20% im Austausch und der Begegnung mit Kollegen und nur zu 10% mit formellen Lernangeboten.

Informelles Lernen erfordert aber eine besondere Lernkultur und nimmt jeden von uns selbst in die Pflicht: „Ziel muss es sein, dass jeder  Einzelne selbst zum Gestalter seiner bzw. ihrer Weiterentwicklung wird.“

Von wegen der doofe Lehrer/Trainer ist Schuld! Oder der Chef, bzw. HR.

Da wird es dann unbequem und wir müssen womöglich raus aus unser eigenen Komfortzone.

Aber die beiden liefern auch einen Lösungsansatz: Lernhacks – und das Buch beschreibt 25 davon , verteilt auf 6 Lernouten:

  • Lernräume gestalten
  • Neues lernen
  • Weiter lernen
  • Gelerntes weitergeben
  • Probleme lösen
  • im Team lernen

Aber was ist ein Lernhack?

„Lernhacks sind Routinen, Tools und Kniffe,  die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dabei unterstützen, ihre persönliche  Weiterentwicklung selbst in die Hand zu nehmen, und Führungskräften helfen, das Lernen in ihrem Team zu fördern.“

Ich will hier nicht mir einzelnen Hacks spoilern, aber die Lektüre lohnt sich.

Und auch hier werde ich noch das eine oder andere aus dem Buch wieder aufgreifen. Momentan überlege ich beispielsweise, wie ich die Lernhacks als Framing für unsere Table of Elements nutzen kann, denn ich ich bin überzeugt davon, dass unsere Table solche informellen Lernprozesse hervorragend unterstützt..

Das Lernen geht weiter – jetzt auch mit Lernhacks.

PM 2025: What´s next?

Projektmanagement im 20. Jahrhundert war vor allem ingenieurswissenschaftlich geprägt. Um den Jahrtausendwechsel, kam dann zunehmend der Einfluss der Software-Entwicklung, die letztlich das agile Projektmanagement hervorbrachte. Mit, aus heutiger Sicht, völlig unnötigen Grabenkämpfen.

Für die Vorgehensweise im Projektmanagement tat sich ein Spektrum auf, dass ich seinerseits wie folgt beschrieben habe:

Ich möchte keine der beiden Quellen in Frage stellen, weder Ingenieurswissenschaft noch Softwarentwicklung, aber Projektarbeit ist in der Tat weit mehr. Und große Teile bleiben schlichtweg unberücksichtigt, denn außerhalb von Ingenieurswissenschaft und Softwareentwicklung gibt es so viel mehr, was der Projektdefinition entspricht, als dass das schon alles sein könnte.

Man denke nur an Ehrenamt, Kultur und soziale/organisationsgetriebene Projekte.

Zeit für ein Experiment. Im Zeitalter von KI mal schnell ChatGPT gefragt: „Welche Rollen, Artefakte, Methoden und Prozesse gibt es in…?“

Und hier das Ergebnis für Filmproduktion, Theater, Kunst, Organisation, Werbung, Kommunikation, Feuerwehr und Katastrophenschutz, sowie das Ehrenamt:

Diese Aufzählung hat keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Sie ist – wie gesagt – mehr ein Experiment, aber vielleicht auch ein Experiment aus dem wir für andere Projektmanagement-Anwendungen lernen können, denn schon in dieser einfachen Übersicht tauchen Ideen auf, die wir im Projektmanagement bisher kaum adressiert haben, die aber vielleicht auch in andere Anwendungsfelder übertragbar sind.

Meine These für 2025 (und darüber hinaus) ist ganz einfach: Projektmanagement muss sich auch Anwendungsfällen jenseits des klassischen Spektrums stellen und kann nur davon profitieren. Neue Blickwinkel und Methoden müssen Einzug in unsere Disziplin gewinnen.

Ich freue mich auf Eure Gedanken hierzu.

Das deutsche eGovernment-Disaster

Es gibt ja Anekdoten von Ukraine-Flüchtlingen, die völlig entsetzt von deutscher Bürokratie waren/sind. Nach dem Fall der Mauer waren osteuropäische Staaten, die quasi auf die grünen Wiese starten durften, ganze vorne dran beim Thema Digitalisierung und dann wurden sie nach ihrer Flucht bei uns mit Papier-Prozessen konfrontiert.

Was mich weit mehr schockt als die old-fashioned Prozesse in DE, ist die Selbstverständlichkeit mit der diese hingenommen werden.

Jüngstes Beispiel: Ich wollte eine GbR abmelden. Bei unserer zuständigen Kommune gibt es dafür sogar einen elektronischen Prozess. Erstes Highlight: Am Ende des elektronischen Prozesses kommt die Mitteilung, dass die Gebühren vor Ort an der Kasse zu begleichen sind – also quasi zu Fuß.

Halb so wild, in einer kleinen Kommune geht da sogar ohne Terminvereinbarung.

An der Kasse: „Waren Sie schon im Gewerbeamt? Sie brauchen dafür einen Stempel.“

Ist ja nur ein Stockwerk höher und geht auch ohne Termin.

„Ach, Sie haben das elektronisch gemacht. Heute? Dann bekommen wir das erst morgen. […] Und dann brauchen wir eine Unterschrift.“

Weil schon erfahren, gleich proaktiv meine Gegenfrage: „Auch von meiner Mitgesellschafterin?“ (so etwas sieht das Online-Verfahren gar nicht vor, obwohl es in der Natur der Sache liegt , dass eine GbR mehr als einen Gesellschafter hat. Antwort: Natürlich ja, aber das geht auch mit Vollmacht. Man würde mich informieren, wenn man soweit sei, dann könnte ich wiederkommen.

Rückblende: Im vergangenen Herbst wollte ich eine neue GbR anmelden. Auch elektronisch. Aber das Verfahren scheitert, weil nur ein Gesellschafter elektronisch erfasst werden kann. Der weitere Ablauf, siehe oben.

Traurige Wahrheit: Bereits 4 Jahre zuvor bin ich bei der Gründung der GbR, die ich jetzt abmelden wollte genau an dieser Stelle gescheitert. Aber das hat anscheinend niemanden interessiert. Der Prozess und die elektronische Anmeldung bestehen unverändert weiter. Ein Schelm, der das als Arbeitsverweigerung bezeichnen würde.

Aber ich will ja nicht auf die arme (in unserem Fall eher reiche) Kommune einschlagen. Die Erfahrung mit dem Finanzamt ist keinen Deut besser: Weil Gründungsdatum 26.09. wird für Q3 eine Umsatzsteuervoranmeldung erwartet und gemahnt. OK sind ja 4 Tage, aber hatte ich nicht via Elster die Steuernummer beantragt? Ja, schon, aber beim Versuch eine Null-Erklärung abzugeben (echt erstaunlich dass eine Neugründung in den ersten vier Tagen noch keinen Umsatz hatte) musste ich feststellen, dass dafür eine weiter Aktivierung erforderlich ist. Aktivierungscode per Schneckenpost.

Alles gut so weit. Aber es scheint nicht gerad als wäre es gewollt, Unternehmen zu gründen.

Armes Deutschland.



bernhardschloss.de