#159 Modellierung (2)

Auch Patrick Fritz von Jahooda berichtet von seinen Erfahrungen mit dem Consideo Modeler. In seiner Bewertung („Ja, aber…“) ist er vor allem was quantitative Modellierungen (und das nicht nur mit dem Consideo Modeler, sondern allgemein) betrifft eher skeptisch und warnt insbesondere vor Scheingenauigkeiten.

Damit spricht er mir aus der Seele: Systemanalyse und Modellierung sind Hilfsmittel und wir müssen uns ihrer Grenzen stets bewusst sein.

Anschaulich belegen lassen sich solche Grenzen z.B. mit dem Fiakso im Risikomanagement der Banken, die zur aktuellen Finanzkrise geführt hat. Hierzu Wolfgang Hartmann, Mitglied des Vorstands und Chief Risk Officer der Commerzbank AG, im Interview mit der Süddeutschen Zeitung:

„In normalen Zeiten haben die Risikomodelle gute Arbeit geleistet. Aber wir müssen noch stärker mit Stressszenarien arbeiten und unsere Schlussfolgerungen daraus ziehen. „

Zwar gesteht Hartmann die Grenzen der Modellierung ein, glaubt diese aber noch mit weiterer Modellierung heilen zu können. (Muss er ja auch: Das ist sein Job.)

An anderer Stelle (RiskNet) wird er noch aus dem Jahr 2005 zitiert, wie er leichtfertig die Tragweite systemischer Risiken herabspielt:

„Nein. Ich halte die Gefahr, die von systemischen Risiken ausgeht, für übertrieben. In der Tat besteht eine theoretische Anfälligkeit, doch hat die Vergangenheit gezeigt, dass auch Risiken von volkswirtschaftlicher Tragweite, die wie beispielsweise in Japan das ganze Banken- und Finanzsystem betroffen haben, nicht alles in den Abgrund reißen.“

Neben den von Patrik Fritz bereits angesprochenen Scheingenauigkeiten, zeigt das Beispiel wie der Glaube an ein Modell in die Bredouille führt, sofern man sich nicht der Prämissen und Grenzen des eigenen Modells im Klaren ist.

In diesem Sinne schließe ich mich ganz dem Kollegen Fritz an: Modellierung – ja, aber…


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2 Kommentare zu “#159 Modellierung (2)”

  1. Patrick Fritz
    6. April 2009 um 11:13

    Vielen Dank für den Verweis auf meinen Erfahrungsbericht. Kai, der Workshopleiter/Entwicklungschef von Consideo, hat einen sehr lesenswerten Kommentar hinterlassen. Er hat den Nutzen von Modellierung aus seiner Sicht nochmals erweitert:

    1. mehr Zusammenhänge erkennen, sehen, welche Auswirkungen unser Handeln oder Nicht-Handeln haben KANN
    2. mehr und bessere Ideen haben
    3. Kommunikation verbessern, das, was wir meinen, besser vor Augen führen zu können.

    Gruß
    Patrick

  2. schlossBlog » #161 Modellierung (3 - Nachtrag)
    6. April 2009 um 20:58

    […] habe meine Skepsis bezüglich einer all zu hoch bewerteten quantitativen Modellierung zum Ausdruck gebracht. Aber was bleibt da vielmehr als das reine Malen von Zusammenhängen. Bei […]

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