Im Beitrag #162 PM und Wissenschaft wurde bereits die Theorie sozialer Systeme von Luhmann angesprochen. Auf zwei sehr zentrale Facetten dieser Theorie möchte ich für das Projektmanagement hier gerne noch eingehen:
(1) Selbstorganisation/autopoietische Systeme
Projektorganisationen entwickeln oft eine Eigendynamik. Projekte organisieren sich selbst. Manchmal konstituieren Projekte sogar sich selbst. Auch ohne Projektauftrag entwicklen sich mitunter informelle Strukturen, die man dann als Projekt bezeichnen könnte. Mit der Theorie autopoietischer Systeme haben wir hierfür einen Erklärungsansatz. Für das Projektmanagement liegt die Kunst darin, solche Tendenzen zur Selbstorganiation zu nutzen. Bei einem komplexen Projektgegenstand ist eine vollständige durchdringende Planung nie möglich, aber wenn wir Selbstorganisation zulassen und in gewisse Bahnen leiten ( – ein gewisses Maß an Planung braucht es also doch), so ist dies durchaus zielführend.
(2) Beobachtung und Selbstbeobachtung
Ein soziales System kann sich selbst beobachten und über sich selbst reflektieren. Freilich in gewissen Grenzen bedingt durch die Selbstbezüglichkeit und Subjektivität. Es gibt neben der Beobachtung der Umwelt auch die Beobachtung zweiten Grades (die Beobachtung des Beobachters). Auch hier gibt es wieser selbstbezügliche Grenzen. Übertragen auf Projekte sind wir plötzlich mitten in der Stakeholder Analyse, der Umweltanalyse, im Projektmarketing, im Lessons Learned, im Review, im Qualitätsmanagement oder in der Projektretrospektive.
Hier nur kurz angerissen, zeigen sich bereits vielversprechende wechselseitige Einflüsse und Interpretationen.