#596 Risikomanagement und Intuition
Im aktuellen RiskNet-Newsletter ist ein Interview mit dem Neurowisenschaftler Prof. Dr. Bernd Weber und dem Beraterkollegen Axel Esser erschienen mit der Aufforderung sich im Risikomanagement nicht auf Intuition zu verlassen.
Hierzu entscheidend Bernd Weber:
Einerseits gibt es aus der Gehirnforschung die Aussage, analytisch-logische Verfahren sind hilfreich bei einfachen Entscheidungen und bei komplexen Entscheidungen ist Intuition besser. Das trifft so wohl auch für die alltäglichen Entscheidungen zu, die wir treffen müssen. Das ist allerdings anders, wenn es um unternehmerische oder finanzielle Entscheidungen unter Risiko geht. Da sollten wir uns lieber nicht auf Heuristiken oder Intuition verlassen. Intuition basiert auf der Fähigkeit der Mustererkennung im Gehirn, das heißt einer automatischen Abwägung von „gelernten Wahrscheinlichkeiten“. Das bedingt ein Umfeld, das hinreichend regelmäßig ist, um vorhersagbar zu sein und viele Gelegenheiten, diese Regelmäßigkeit durch langjährige Erfahrung zu bestätigen.
Diese Einstufung von Intuition erscheint mit plausibel und realistisch, aber was die komplexen unternehmerischen und finanziellen Entscheidungen angeht fehlt dieser Realismus gegenüber den dort nach Meinung von Weber und Esser anzuwendenden Methoden. Es ist wichtig die Grenzen der angewandten Methodik zu kennen. Was die Intuition angeht bin ich ganz bei den beiden, vermisse aber die relativierende Einschätzung anderer Methoden.
Wir leiden an einer Methodengläubigkeit ohne deren Grenzen zu thematisieren. Unsere Modelle sind logischerweise vereinfachend und unvollständig. Von der Intuition wissen wir, dass sie nicht perfekt ist, aber an Methoden klammern wir uns fest.
Wenn wir nicht hinreichend „gelernte Wahrscheinlichkeiten“ haben, können wir dann überhaupt die Zuverlässigkeit jedweder Methode beurteilen?
Nun, wir tun es wohl trotzdem. Ohne Kritikbewusstsein, Ein selbstkritisches intuitives Vorgehen ist mir da lieber, wohlwissend dass die permanete Hinterfragung der Intuition keine leichte Hürde ist.