Monatsarchiv für August 2014

 
 

#616 Geschäftsmodelle und der Kunde

Eigentlich hätte der Titel dieses Posts heißen sollen: „Amazon Prime sucks“

Das ist in mehrfacher Hinsicht bemerkenswert: Zum Einen entspricht es nicht der hier gepflegten Ausdrucksweise. zum anderen  bin ich bekennender Amazon-Stammkunde mit allein 39 Bestellungen in den letzten 6 Monaten mit in Summe einem vierstelligen Warenwert.

Eine empirische Beobachtung: Seit Amazon sein Prime Programm aufgelegt hat, dauern „normale“ Bestellungen einfach länger. Als Stammkunde wusste ich, dass beispielsweise eine Buchbestellung praktisch immer spätestens zwei Werktage nach der Bestellung bei mir war. Mit Amazon Prime sollen wir nun für einen vergleichbaren Service extra bezahlen.  Und siehe da Bestellungen, die ohne Grund eigentlich wie früher ausführbar sein sollten, dauern plötzlich. Stattdessen streitet Amazon medienwirksam mit Verlegern und Autoren (und offeriert uns Nutzern mit Prime ein anderes Geschäftsmodell, dass uns gewohnten Standard liefert und gleichzeitig Video-on-Demand-Dienste verhökert, ob wir daran interessiert sind oder nicht).

Ein aktuelles Beispiel aus einer Buchbestellung: Amazon verweist auf 5-9 Tage Lieferzeit:

Mit den Lieferzeiten des Verlages (in diesem Fall Piper – also auch keinem No-Name-Verlag) kann dies kaum begründet werden, der hat nämlich nur zwei Tage Lieferzeit:

Bei allem Respekt gegenüber dem Erwerbszweck eines jeden unternehmerischen Unterfangens (und ich bin selber Unternehmer): Die aktuelle Praxis suggeriert, dass der Kunde dem neuen Geschäftsmodell einfach untergeordnet wird. Wer zeitgleich versucht gegenüber Verlegern, Kunden und Autoren massiv und mit bemerkenswerten Methoden eigene Interessen durchzudrücken, muss sich über Kritik nicht beklagen.

Es scheint an der Zeit über Alternativen nachzudenken.

P.S.: Ebenfalls bemerkenswert: Die Shop-in-Shop-Anbieter sind hier außen vor und liefern weiter unverzüglich (auch dies spricht für eine künstliche Verlangsamung). Allerdings war ich noch nie ein Fan dieser Shop-In-Shop-Lösung und bin gebranntes Kind, so dass ich es tunlichst vermeide (soweit es geht) auf solche Angebote zurückzugreifen.

#615 SocialMedia und die Gesellschaft

Bin beim Aufräumen gerade über einen Text von Wolf Lotter aus der Brandeins 04/2014 (S. 67) gestolpert in dem er die weit verbreitete Kritik an der schönen neunen SocialMedia-Welt zurecht rückt:

[…] das ist alles albern. Facebook mit seinen „Freunden“ und seiner simplen „Like-Dislike“-Kultur spiegelt nur die Wirklichkeit wider: Man empört sich  und erfreut sich flüchtig, alles geht schnell vorbei. Mark Zuckerberg und seine Truppe kopierten vor einem Jahrzehnt nur das, was längst Realität geworden war: reden statt handeln. das folgt einem weiteren Missverständnis der Ablenkungsgesellschaft: dass alles gut wird, wenn man sich nur ausspricht. Doch das ist falsch. Besser wird es nur, wenn man sich ausspricht und dann das Problem ernsthaft anpackt. Das ist etwas anderes.“

#614 Gitte Härters virtueller Kollege

Da bin ich doch jüngst zufällig auf eine Perle im Web gestoßen: Gitte Härter beschert uns auf Youtube einen virtuellen Kollegen, der stets mit Aufmunterungen und guter Zusprache für uns da ist oder mit uns auf die anderen schimpft.

Hier geht´s zur Playlist: 
https://www.youtube.com/playlist?list=PLzvGin6lEZWNgLLcVzfS5JeQVy6ubbi1C

Und hier ein Beispiel des virtuellen Kollegen:

 

#613 Gelesen: Der Fall Snowden

Glenn Greenwald, Die globale Überwachung: Der Fall Snowden, die amerikanischen Geheimdienste und die Folgen, München 2014, ISBN-13: 9783426425169 (Amazon Affiliate Link)

Zu Beginn liest sich Greenwalds Dokumentation des Fall Snowden wie ein Spionage-Thriller. Fast schon ein bisschen billig mit Kontaktaufnahme und konspirativen Treffen. Greenwald schreibt sehr ehrlich. Er beschreibt wie Snowdens erste Versuche der Kontaktaufnahme scheitern, weil Greenwald, der Journalist und Aktivist, zunächst zu bequem ist eine verschlüsselte Kommunikation einzurichten. Diese Ehrlichkeit verleiht dem Buch aber auch Glaubwürdigkeit. Es geht eben nicht um die Eitelkeit der Beteiligten.

Bereits in den „Thriller-Passagen“ erklärt Snowden seine Motivation und äußerst die Angst, Kopf und Kragen zu riskieren für eine Sache, der die Öffentlichkeit womöglich nur mit Gleichgültigkeit begegnet:

»Bei alldem habe ich nur vor einem Angst«, sagte er, nämlich »dass die Menschen diese Dokumente sehen und mit einem Achselzucken darüber hinweggehen, dass sie sagen: ›Das haben wir uns schon gedacht, das kümmert uns nicht.‹ Ich habe Sorge, dass ich all das für nichts und wieder nichts tue.«“

Snowden moralische Ansprüche sind hoch:

»Wenn man nicht nach seinen Überzeugungen handelt, ist wahrscheinlich nicht viel dahinter.«

und

»Ich möchte nicht zu den Menschen gehören, die Angst haben, ihre Prinzipien zu verteidigen.«

Wohlüberlegt und exemplarisch veröffentlicht Greenwald Details des NSA-Materials. Dies geschieht aber nicht in Wikileaks Manier („Copy all“), sondern durchaus verantwortungsbewusst. Es hätte sicher noch anderes Material gegeben mit dem durchaus der eine oder andere Informant oder Beteiligte gefährdet worden wäre, aber gerade eine solchen Effekthascherei gehen Snowden, Greenwald und ihre Mitstreiter nicht ein. Es ist durchaus bemerkenswert, wie sensibel und trotz allem kontrolliert die Veröffentlichung erfolgt.

Zu guter letzt ordnet Greenwald noch die NSA-Aktivitäten in den gesellschaftlichen Kontext ein. Greenwald ist eben nicht der Skandalreporter, der einen internationalen Skandal kommerziell ausschlachtet, sondern er war längst vor dem Fall Snowden als Jurist und Aktivist unterwegs. Und gerade diese Einordnung zeigt auch, warum Snowden – völlig zu Recht – Greenwald als Mitstreiter ausgesucht und ins Vertrauen gezogen hat.

#612 Erklärvideo zum openPM-Canvas

Nachdem ich den openPM-Canvas initiiert und mitentwickelt habe, habe ich mich nun an einem Erklärvideo für den Canvas versucht.

Hinter dem openPM-Canvas verbirgt sich die Idee anhand eines vorgegebenen Rasters auf einer „Leinwand“ in grafisch, visueller Form ein Projekt samt seiner Besonderheiten und Restriktionen darzustellen. Es handelt sich dabei um eine Art Mischung aus Strukturierung, Visualisierung & Storytelling.

Der openPM-Canvas steht unter Creative Commons-Lizenz jedem zur Nutzung/Weiterentwicklung auf openPM zur Verfügung: https://www.openpm.info/display/openPM/Canvas



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