Monatsarchiv für März 2024

 
 

Zum Tod von Daniel Kahnemann

Mit 90 Jahren ist am 27. März Daniel Kahnemann gestorben. Andrian Kreye schreibt über ihn in der Süddeutschen Zeitung:

Wirtschaftsnobelpreisträger Daniel Kahneman hat den Mythos vom vernünf­tigen „Homo oeconomicus“ entzaubert und mit seinen Büchern ein Millionenpublikum begeistert. […]

[…], der Mann, der den Menschen gezeigt hat, wie sie denken und wie sie handeln. Der das Forschungsfeld der Verhaltensökonomie begründete und dafür 2002 einen Wirtschaftsnobelpreis bekam. […]

Er wusste um die Grenzen des Denkens bei den anderen, und deswegen auch bei sich selbst. […]

Es war vor allem seine Unterscheidung zwischen dem „schnellen Denken“ der Impulse und Emotionen und dem „langsamen Denken“ der Vernunft und Risikoabschätzung, die seine Wissenschaft der Verhaltensökonomie einer breiten Leserschaft begreiflich machte. […]

Sein Buch „Schnelles Denken, langsames Denken habe ich hier auch schon aufgegriffen. Aus gegebenem Anlass hier noch einmal:


Daniel Kahnemanns mehr als lesenswertes Buch „Schnelles Denken, langsames Denken“ ist so etwas wie das Resümee eines großartigen Denkers. Kahnemann führt auch den Laien in die state-of-the-art  Kognitionspsychologie ein und zeigt, wissenschaftlich fundiert und trotzdem leicht lesbar wie wir „Ticken“ und „Entscheiden“. Gleichzeitig ist es so etwas wie die Bilanz eines Lebenswerkes.

Das Rationaltiätskonzept eines Homo Oeconomicus ist längst überholt und Kahnemann hat für seinen Beitrag zur Neuen Erwartungstehorie immerhin den Wirtschafts-Nobelpreis bekommen.

Kahnemann beschreibt das Modell zweier kognitiver Systeme (System 1: für schnelles Denken, System 2: für langsames Denken) und deren Zusammenspiel.


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Gelesen: Luther für Innovatoren

Hagmann, Jean-Phillippe. Luther für Innovatoren – 95 Thesen, Innovation neu zu denken, Zürich 2023, ISBN: ‎ 9783952588604 (Amazon Affilitate Link)

Aller guten Dinge sind 3 – zumindest bei Jean-Phillippe Hagmann. Nach dem Innovationstheater und dem Meta-Modell für agile Innovation jetzt Luther für Innovatoren. Aber eigentlich ist es diesmal kein Buch zum Lesen, sondern eher zum Stöbern. Viel Kurzstrecke, keine Langstrecke. Ein Format mit vielen Thesen zum Nachdenken, auch wenn die Luther Analogie etwas überstrapaziert wird (die Luther-Zitate haben mich jetzt weniger angesprochen).

Weniger große Botschaft als viele Denkanstöße. Und es würde mich nicht wundern, wenn ich immer wieder zu diesem Buch zurückkehren werde (was mir sonst eher selten passiert).

Jeder These folgen 1-2 Seiten zur Erläuterung, Thesen wie:

  • Erfolgreiche Innovationen sind niemals neu. Denn das wirklich Neue findet niemals breite Akzeptanz.
  • Die Idee wird konstant überbewertet. Doch die Idee ist nichts ohne Innovation.
  • Innovation ist für viele Unternehmen wichtig, muss aber meist warten, weil sie nicht dringend ist.
  • Der Fokus auf die Machbarkeit einer neuen Idee wird von Innovationsteams systematisch überbewertet.

Und davon mindestens 95 Stück. Natürlich finden sich Schlagworte wie Serendepität, Künstliche Intelligenz, aber auch Negativraum.

Nicht jeder These wird man folgen, vielleicht regt sich auch Widerspruch, aber das ist gut so und auch gewollt.

Ein schönes kleines Büchlein. Eine klare Empfehlung.

Gelesen: Leading in Ambiguity

Elster, Katrin; Christensen, Tamara. Leading in Ambiguity – How to Transform Uncertainty into Possibilities, Hamburg 2022, ISBN: ‎ 978-3-9824451-1-3 (Amazon Affiliate Link)

Kennen Sie VUKA? Das überstrapazierte Akronym und Sinnbild der Herausforderungen unserer modernen Zeit?

VUKA steht für Volatilität (also extreme Ausschläge), Unsicherheit, Komplexität und Ambiguität. So populär der Begriff ist, krankt er daran, dass die enthaltenen Begriffe nicht unabhängig voneinander sind.

Das „A“ greifen die beiden Autorinnen heraus und das ist erfrischend, denn vor allem zu Unsicherheit und Komplexität ist schon sehr viel gesagt worden.

Ambiguität, also Mehrdeutigkeit, verursacht Unsicherheit und Stress, aber unsere Kapazität für Ambiguität unsere Ambiguitätstoleranz ist trainierbar und darum geht es in diesem Buch.

Ganz zentral ist dabei der Status Quo, der uns vermeintliche Sicherheit suggeriert. Es ist daher vom Status Quo Bias die Rede, also unserer natürlichen Tendenz den Ist-Zustand gegenüber unsicheren künftigen Zuständen zu präferieren. Auf der anderen Seite lohnt sich die Auseinandersetzung mit Ambiguität, denn Ambiguität provoziert Fragen.

Unserer Kapazität für Ambiguität in unserem Fühlen, Denken und Handeln ist kontextspezifisch, aber Ambiguität kann auch ein Erfolgsfaktor sein:

When we aim to change, innovate, or transform, tolerating ambiguity is crucial for our success.

Letztlich gibt es 4 Erwartungshaltungen gegenüber dem Status Quo bzw. indirekt gegenüber der Ambiguität:

  1. Protect the status quo
  2. Restore the status quo
  3. Evolve the status quo
  4. Reimagine the status quo

Wenn wir uns der Ambiguität, der verschiedenen Erwartungshaltungen und dem Umgang damit bewusst sind, dann können wir mit 6 Design-Prinzipien bewusst Ambiguität für uns nutzen. Diese sind:

  • Open the Space
  • Leverage Tensions
  • Aim for Insights
  • Visualize the Invisible
  • Prototype Progress
  • Trust in Potential

Diesen Bogen arbeiten Katrin und Tamara aus. Ihr Anliegen ist es, unser Bewusstsein für ein so sperriges Thema zu schärfen und gleichzeitig aufzuzeigen, wie wir damit umgehen und es für uns nutzen können.



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