#245 PM-Rolle missverstanden
Andreas Heilwagen hat einen Post von Glen Alleman, wie man sich als professioneller Projektmanager verhalten sollte, dankenswerterweise ins Deutsche übertragen. Ich teile Glen´s Sichtweise allerdings nicht, denn die Empfehlungen sind leider überzogen und blauäugig:
- Natürlich ist es gut alle Fakten bei der Hand zu haben. Der allwissende PM ist mir allerdings noch nie begegnet…
- Nur über einforderbare Ergebnisse und in aussagekräftigen Einheiten (Zeit & Geld) zu sprechen, reduziert den PM auf eine technisch-bürokratische Rolle. Ergebnisorientierung und der Transfer der Auswirkungen im magischen Dreieck sind zwar wesentliche Bestandteile der PM-Arbeit, aber warum zum Teufel sprechen wir immer wieder von Projektkultur und Kommunikation?? Bitte die Menschen in Projekten nicht vergessen! Glen´s Anspruch „speak only in actionable outcomes“ schießt hier über das Ziel hinaus. Gute PM´s beherrschen die Kunst auch „zwischen den Zeilen zu lesen“.
- Und zu guter letzt Glen´s Vorliebe für die Messung des Projektfortschritts und die Earned Value Methode: Die Messung des Projektfortschritts ist gut und schön, wird aber allzuleicht überschätzt und hat auch methodische Grenzen. Z.B. Schelle (Amazon Affiliate Link) weist darauf hin, dass der sinnvolle Einsatz der Earned Value Analyse an zwei Voraussetzungen gekoppelt ist, nämlich die Proportionalität von Leistungen und Kosten, sowie eine relative Planstabilität. In komplexen oder politischen Umfeldern (wie es Projekte nun mal sind), ist dies allzu häufig nicht gegeben. Da führt die Fortschrittsmessung zu Scheingenauigkeiten oder wird zur Selbstbeschäftigung. Ich spreche hier gar nicht gegen eine Fortschrittsmessung, aber auch sie muss angemessen sein und nicht überzogen.
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