#546 Schuldige im Projektmanagement
Den mit Abstand interessantesten Kommentar zur neuerlichen Terminverschiebung des Berliner Flughafens (BER) habe ich bei Fritz B. Simon gefunden. In seinem Blog für den Carl-Auer-Verlag schreibt er:
Wenn nun solch ein Projekt – wie in Berlin – in Schwierigkeiten gerät, dann erhebt sich sofort die Frage: „Wer ist schuld?“ Und die Antwort scheint dann naheliegend: die Planer, die Bauleiter u.ä. Und die Konsequenz scheint klar: Rauswerfen. Doch, und das zeigt der Berliner Flughafen: Diese Lösung ist nicht sonderlich intelligent. Wenn man diejenigen, die für die Planung und Durchführung des Projektes entlässt (z.B. die Architekten), dann kommt das einer Gehirnamputation des Projektes gleich. Denn letztlich sind die Planer und Bauleiter (die „Schuldigen“ am Desaster) die einzigen, die den Überblick haben (können), was schief läuft und wo nachgebessert werden muss.
Und wie Recht er hat. Die Frage nach der Schuld ist schlichtweg irrelevant – weil rückwärtsorientiert – und verführt zu falschen Schlüssen. Statt nach der Schuld zu fragen, müsste man sich doch die Frage stellen, wie man am besten aus der verfahrenen Situation wieder heraus kommt und wen man dafür braucht.
Aber leider ist diese Rechtfertigungskultur heute sehr weit verbreitet und die Handlungsfähigkeit bleibt auf der Strecke.
Tags: BER, Schuld, Schuldzuweisung
13. Januar 2013 um 19:10
Hierzu auch der Soziologe Dirk Baecker im Interview zu BER und postheroischem Management:
http://www.berliner-zeitung.de//hauptstadtflughafen/berliner-flughafendebakel-nach-der-arbeit-muss-der-sheriff-gehen,11546166,21440984.html