Archiv der Kategorie ‘Coaching‘

 
 

Zum Tod von Daniel Kahnemann

Mit 90 Jahren ist am 27. März Daniel Kahnemann gestorben. Andrian Kreye schreibt über ihn in der Süddeutschen Zeitung:

Wirtschaftsnobelpreisträger Daniel Kahneman hat den Mythos vom vernünf­tigen „Homo oeconomicus“ entzaubert und mit seinen Büchern ein Millionenpublikum begeistert. […]

[…], der Mann, der den Menschen gezeigt hat, wie sie denken und wie sie handeln. Der das Forschungsfeld der Verhaltensökonomie begründete und dafür 2002 einen Wirtschaftsnobelpreis bekam. […]

Er wusste um die Grenzen des Denkens bei den anderen, und deswegen auch bei sich selbst. […]

Es war vor allem seine Unterscheidung zwischen dem „schnellen Denken“ der Impulse und Emotionen und dem „langsamen Denken“ der Vernunft und Risikoabschätzung, die seine Wissenschaft der Verhaltensökonomie einer breiten Leserschaft begreiflich machte. […]

Sein Buch „Schnelles Denken, langsames Denken habe ich hier auch schon aufgegriffen. Aus gegebenem Anlass hier noch einmal:


Daniel Kahnemanns mehr als lesenswertes Buch „Schnelles Denken, langsames Denken“ ist so etwas wie das Resümee eines großartigen Denkers. Kahnemann führt auch den Laien in die state-of-the-art  Kognitionspsychologie ein und zeigt, wissenschaftlich fundiert und trotzdem leicht lesbar wie wir „Ticken“ und „Entscheiden“. Gleichzeitig ist es so etwas wie die Bilanz eines Lebenswerkes.

Das Rationaltiätskonzept eines Homo Oeconomicus ist längst überholt und Kahnemann hat für seinen Beitrag zur Neuen Erwartungstehorie immerhin den Wirtschafts-Nobelpreis bekommen.

Kahnemann beschreibt das Modell zweier kognitiver Systeme (System 1: für schnelles Denken, System 2: für langsames Denken) und deren Zusammenspiel.


Den ganzen Beitrag lesen…

Gelesen: Leading in Ambiguity

Elster, Katrin; Christensen, Tamara. Leading in Ambiguity – How to Transform Uncertainty into Possibilities, Hamburg 2022, ISBN: ‎ 978-3-9824451-1-3 (Amazon Affiliate Link)

Kennen Sie VUKA? Das überstrapazierte Akronym und Sinnbild der Herausforderungen unserer modernen Zeit?

VUKA steht für Volatilität (also extreme Ausschläge), Unsicherheit, Komplexität und Ambiguität. So populär der Begriff ist, krankt er daran, dass die enthaltenen Begriffe nicht unabhängig voneinander sind.

Das „A“ greifen die beiden Autorinnen heraus und das ist erfrischend, denn vor allem zu Unsicherheit und Komplexität ist schon sehr viel gesagt worden.

Ambiguität, also Mehrdeutigkeit, verursacht Unsicherheit und Stress, aber unsere Kapazität für Ambiguität unsere Ambiguitätstoleranz ist trainierbar und darum geht es in diesem Buch.

Ganz zentral ist dabei der Status Quo, der uns vermeintliche Sicherheit suggeriert. Es ist daher vom Status Quo Bias die Rede, also unserer natürlichen Tendenz den Ist-Zustand gegenüber unsicheren künftigen Zuständen zu präferieren. Auf der anderen Seite lohnt sich die Auseinandersetzung mit Ambiguität, denn Ambiguität provoziert Fragen.

Unserer Kapazität für Ambiguität in unserem Fühlen, Denken und Handeln ist kontextspezifisch, aber Ambiguität kann auch ein Erfolgsfaktor sein:

When we aim to change, innovate, or transform, tolerating ambiguity is crucial for our success.

Letztlich gibt es 4 Erwartungshaltungen gegenüber dem Status Quo bzw. indirekt gegenüber der Ambiguität:

  1. Protect the status quo
  2. Restore the status quo
  3. Evolve the status quo
  4. Reimagine the status quo

Wenn wir uns der Ambiguität, der verschiedenen Erwartungshaltungen und dem Umgang damit bewusst sind, dann können wir mit 6 Design-Prinzipien bewusst Ambiguität für uns nutzen. Diese sind:

  • Open the Space
  • Leverage Tensions
  • Aim for Insights
  • Visualize the Invisible
  • Prototype Progress
  • Trust in Potential

Diesen Bogen arbeiten Katrin und Tamara aus. Ihr Anliegen ist es, unser Bewusstsein für ein so sperriges Thema zu schärfen und gleichzeitig aufzuzeigen, wie wir damit umgehen und es für uns nutzen können.

Gelesen: Coaching, Beratung und Gehirn

Roth, Gerhard; Ryba, Alica; Coaching, Beratung und Gehirn: Neurobiologische Grundlagen wirksamer Veränderungskonzepte; 5., durchgesehene und um ein Vorwort erweiterte Auflage; Stuttgart 2016 (Amazon Affiliate Link)

Nach der Lektüre bin ich hin- und hergerissen. In einigen Punkten scheint mir das Buch einseitig und nicht ausgeglichen, dem grundlegenden Verständnis der Autoren möchte ich mancherorts widersprechen und trotzdem, vielleicht auch gerade deswegen ist die Lektüre wertvoll. Der Inhalt bereichert die Domäne und trotzdem kann man sich an ihm reiben, aber so entsteht Entwicklung.

Gerhard Roth war einer der bekanntesten deutschen Gehirnforscher und der Ansatz der beiden Autoren neurobiologische Grundlagen für Coaching und Beratung aufzuzeigen klingt vielversprechend und ja, ich habe das eine oder andere über Aufbau und Funktionsweise unseres Gehirns gelernt, nur die Rückübertragung und Anwendung in Coaching und Beratung sehe ich nicht – zumindest nicht in dem Umfang, wie ich es mir erhofft hätte.

Der Umgang mit Coaching und Psychoanalyse der Autoren ist sehr spitzzüngig, der (wissenschaftlich belegte) Wirkungsnachweis wird als Achillesverse identifiziert. Das eigene 4-Ebenen-Modell wird aber seltsamerweise keiner empirischen Überprüfung unterzogen.

Auch die Abgrenzung von Coaching und Psychoanalyse wird thematisiert. Es wird darauf hingewiesen, dass die gleichen (oder ähnliche) Konzepte und Modelle herangezogen werden, nur dass der Coachingbereich noch „unwissenschaftlicher“ sei. An dieser Stelle steckt – glaube ich – ein falsches Verständnis von Coaching und Psychoanalyse, denn klar, der Betrachtungsgegenstand ist der Gleiche, die unterschiedliche Motivation wird noch thematisiert, aber was fehlt ist eine Betrachtung der Mandatierung: Während die Psychoanalyse „therapeutisch“ legitimiert ist, sind dem Coaching Handschellen angelegt. Coaching (im beruflichen Kontext) beruht auf Freiwilligkeit (und nicht zwangsläufig auf einer Notsituation). Coaching passiert nicht nur zwischen Coach und Klient, sondern möglicherweise sind auch Arbeitgeber/Vorgesetzte involviert – vielleicht nicht in der direkten Coach/Klienten-Beziehung, aber möglicherweise im Rahmen der Personalentwicklung oder Finanzierung von det Janze. Es stehen also auch gewisse Interessenkonflikte im Raum, die den Handlungsspielraum für ein Coaching einschränken.

Die Zusammenfassung der Freudschen und der Ericksonschen-Lehre ist kompakt und liest sich gut, allerdings stellt sich mir die Frage, wie aktuell diese ist. Deren historischer Einfluss ist unbestritten, aber gefühlt basiert das Verständnis im Buch auf Theorien aus Anfang/Mitte des 20. Jahrhunderts (Freud 1856-1939, Erickson 1901-1980), es werden zwar auch neuere Werke angeführt, aber gefühlt stehen Sigmund und Milton im Raum.

An der einen oder anderen Stelle blitzt eine naturwissenschaftliche Überheblichkeit auf. Psychoanalyse wird als Geisteswissenschaft bezeichnet und die Geisteswissenschaft noch in Anführungszeichen gesetzt.

Systemische Coaching Ansätze werden aufgrund ihrer „nicht ausreichenden Konkretisierung“ und ihres „eklektischen Kerns“ (also einem beliebigen Cherry-Picking) kritisch gesehen, obwohl sich die Ansatzpunkte zur Problemlösung der eigenen Theorie dem wieder inhaltlich annähern.

Alles in allem handelt es sich um ein spannendes Buch, im besten Sinn des Wortes. Keine unumstößliche Wahrheit, aber eine echte Bereicherung.

Best of schlossBlog: Kontextanalyse & Context Map

Jedes Projekt, jede Aufgabe ist kontext- und situationsspezifisch. Entsprechend von zentraler Bedeutung sind Kontext- und Umweltanalyse. Als Freund von Graphic Facilitation ziehe ich dafür gerne Vorlagen wie die Context Map von The Groove oder in einem betriebswirtschaftlichen Umfeld die Branchenanalyse nach Michael E. Porter heran:

Was mir bisher gefehlt hat ist eine frei verwendbare Vorlage und so entstand meine eigene Fassung einer Context Map, die ich hier gerne teilen möchte und die unter Creative Commons Lizenz jedem zur Nutzung frei steht (pdf-Downloads finden sich am Ende des Artikels):

Unser Ausgangspunkt ist zunächst eine Blackbox. Das kann ein Projekt sein, eine Aufgabe, eine Dienstleistung, eine Problemstellung, ein Prozess,…

Unterzieht man unsere Blackbox einer einfachen Prozessbetrachtung, so wird es Input-Faktoren geben, also Dinge, die direkt in die Blackbox eingehen oder sie bestimmen und Output-Faktoren auf der anderen Seite. Wenn ich mit Porter ein Produkt analysieren würde, dann könnten links die Lieferanten und rechts die Kunden stehen, aber das Schema ist bewusst abstrakt und somit vielseitig einsetzbar.

Die eigentlich Umweltanalyse erfolgt in zwei Sphären oberhalb unserer Kernbetrachtung. Externe Einflüsse können wir auf einer Mikro- und einer Makroebene unterscheiden. Auf der Makroebene würden sich etwa globale Entwicklungen, technische oder volkswirtschaftliche Entwicklungen niederschlagen, diese können sich aber möglicherweise auch auf einer Mikroebene auswirken, z.B. in einem lokalen Bebauungsplan, dem Staudamm vor Ort oder der lokalen Infrastruktur. Die Darstellung verzichtet bewusst auf eine Festlegung der Kategorien einer solchen Betrachtung. Die Anzahl der „Tortenstücke“ ist willkürlich. In der Context Map von The Groove werden beispielsweise politische Faktoren und Trends, Umweltklima und klimatische Trends, technologische Faktoren, Unsicherheiten und Kundenbedürfnisse als Kategorien genannt.

Neben dieser „abstrakt, globalen“ Umweltbetrachtung können wir aber auch unseren Kernprozess noch einer näheren Untersuchung unterziehen, denn Input, der Betrachtungsgegenstand selbst (Blackbox) und Output unterliegen ihrerseits konkreten Entwicklungen und Einflüssen, was im Schema jeweils mit „Disruption & Change“ dargestellt wird. Das können kleine Veränderungen und Einflüsse sein, aber auch grundsätzliche Regeländerungen und disruptive Entwicklungen.

Die Einsatzmöglichkeiten dieser Context Map sind vielseitig. Das Schema selbst ist abstrakt und muss erst von Fall zu Fall befüllt werden, aber bitte nicht als plumpes Formular, sondern als Faciltitation-Technik. (Mehr dazu im Beitrag Canvas-Kritik.)

Hier noch die pdf-Vorlagen der Kontext-Map in verschiedenen Formaten:

Viel Erfolg beim beim praktischen Einsatz dieses Templates!

PS: Und ein Erklärvideo gibt es auch noch zur Context Map.

Gelesen: Future Skills

Michaela Flick, Margareta Jäger; Future Skills for Leadership – Segel setzen für die Führungszukunft; Freiburg, 2020 (Amazon Affiliate Link)

In einer sich wandelnden Welt müssen wir uns für die Zukunft ausrichten. Darum geht es doch.

Und Michaela Flick und Margareta Jäger haben für uns genau die dafür erforderlichen Themengebiete ausgegraben und auf den Punkt gebracht. Nämlich genau 8 Stück:

  • Selbstmanagement
  • Kommunikation
  • Sichtbarkeit
  • Empathie
  • Fehlerkultur
  • Change und Transformation
  • Motivation
  • Coaching

Über solche Listen kann man sicher beliebig streiten. Während Flick/Jäger auf abstrakte Skills fokussieren, nimmt Microsoft beispielsweise konkrete Berufsbilder ins Visier.

Ok, man kann sich einer solchen Herausforderung von verschiedenen Perspektiven annähern, wichtig ist vor allem, dass man es überhaupt versucht.

Und dass die Begrifflichkeiten und Abgrenzungen nicht immer eindeutig sind tut dem keinen Abbruch.

Auch die Aussagen der befragten Experten sind mitunter widersprüchlich: Darf der Chef/die Chefin jetzt coachen oder besser nicht? Im konkreten Beispiel würde ich jetzt konkret widersprechen. Ein Chef darf nicht coachen, weil dem zu viele Interessenskonflikte im Wege stehen, wobei sich die Diskussion in Luft auflöst, sofern man den Begriff Coaching durch Servant Leadership ersetzt: natürlich soll eine Chefin Mitarbeiter fördern, Hindernisse aus dem Weg räumen und als Mentor/Mentorin fungieren.

In dem Kapitel Sichtbarkeit werden sehr unterschiedliche Aspekte zusammengefasst, angefangen von der Visualisierung (danke für die Kudos), der Präsenz, Haltung & Einstellung, dem Netzwerken, über „Working out loud“ bis hin zu OKR (Objectives and Key Results).

Das Buch liefert also vor allem Denkanstöße.

Und die in einem sehr schönen Format:

Die fiktive Persona Thomas Michael Müller führt uns in die Problemstellung des jeweiligen Gebietes ein. Dem folgt die Begründung, warum das jeweilige Skill so wichtig ist. Dazu liefern die Autorinnen einen wissenschaftlichen Bezug mit Methoden und Hinweisen zur Umsetzung, aber auch mit Praxistipps und Interviews mit Führungskräften.

Im wissenschaftlichen Teil habe ich für mich gelernt, dass Empathie auch eine genetische Disposition mitbringt: „Nach einer Studie von Sarina Rodrigues und Forschern an der University of California in Berkeley ist belegt, dass Empathie und Mitgefühl in unseren Genen verankert sind. Die Studie besagt, dass Menschen evolutionstechnisch nur deshalb überlebt hätten, weil sie »Kapazitäten für jene entwickelt haben, die hilfsbedürftig waren und mit ihnen kooperierten.« Die Forscher um Sarina Rodrigues und Dacher Keltner, Direktor am Greater Good Science Center, fanden heraus, dass der Oxytocin-Gen-Rezeptor bei Empathie eine Schlüsselrolle spielt. Laut Sarina Rodrigues und ihrem Forscherteam sind Menschen mit einer speziellen Variation dieses Gen-Rezeptors »besser in der Lage, den emotionalen Status von anderen zu lesen und reagieren unter angespannten Bedingungen weniger stressanfällig.«“

Neben dem reinen textuellen Inhalt fasst Michaela Flick die einzelnen Themen auch immer wieder in Sketchnotes zusammen.

Das Ganze ist natürlich starkt komprimiert, denn man könnte über jedes der Themengebiete, jeden Skill, ein eigenes Buch schreiben, aber das ist ja gar nicht Sinn und Zweck der Übung.

Also wer sich für Führungsaufgaben der Zukunft anregen lassen will, dem sei diese Buch gerne empfohlen.

Gelesen: SuperBetter

Jane McGonigal; SuperBetter – The Power of Living Gamefully; New York, 2015 (Amazon Affiliate Link)

Was bitte ist SuperBetter?

Hört sich erstmal reißerisch an. SuperBetter ist ein Buch, ein Spiel, eine App, aber in erster Linie ist SuperBetter ein smartes Framework um mit den Mitteln der Gamification jegliche Herausforderungen erfolgreich zu bewerkstelligen.

[Kurzer Exkurs – Gamification: Unter Gamification versteht man die Anwendung von Spielelementen in spielfremden Kontexten. Mehr dazu hier auf schlossBlog oder in unserem LinkedIn Learning Training.]

Aber zurück zu SuperBetter. Ist SuperBetter dann eine eierlegende Wollmilchsau, ein Patentrezept, ein Heilsversprechen?

Ja und nein. Ja, es liefert eine Blaupause und ja, es verspricht Erfolg, aber nein, nicht per TschakaTschaka, sondern über die gezielte Nutzung eines spielerischen Mindsets („Living Gamefully“) und die Anwendung von Gamification. Versprochen werden auch nicht 1.000.000,-€, sondern ein Entwicklungsprozess.

SuperBetter ist Gamification par excellence. Jane McGonigal, amerikanische Autorin, Game Designerin und Wissenschaftlerin mit einem Doktortitel aus Berkeley, zeigt uns, wie wir einige wenige Spielelemente aus einem (Arkade-)Game nehmen können und für unsere persönliche Strategie und Entwicklung nutzen können. Aber nicht als Heilsversprechen, sondern durchaus wissenschaftlich fundiert, die entsprechenden Arbeiten und Beispiele sind im Buch belegt.

Konkret geht es um die folgenden Spielelemente:

  • Herausforderungen/Challenges
  • Power-Ups (also kleinen Aufbauhilfen)
  • Bad Guy (unsere „inneren und äußeren Dämonen“ die es zu bekämpfen gilt)
  • Quests (einfache, tägliche Aktivitäten, die uns helfen unser größeren, übergeordneten Ziele zu erreichen)
  • Allies/Verbündeten (aus Spielen können wir Lernen, wie wir Verbündete gewinnen und ihre Unterstützung bekommen können)
  • Secret Identity (jetzt doch sehr verspielt und ein kleines bisschen mystisch)
  • Epic Wins (den Meilensteinen unseres Erfolgs)

Nutzen wir diese Elemente in einem Setting wie der App oder einem Abenteuer (einem vorkonfigurierten Set solcher Spielelemente) hilft uns das im Prozess der Zielerreichung, wobei es durchaus unterschiedliche Formen von Zielen gibt: Ganz konkrete, messbare, aber auch „Ich gebe mein Bestes“-Ziele oder strategische Ziele, die darauf zielen neue Handlungsstratgegien zu entdecken oder entwickeln.

Das Buch SuperBetter wendet die eigene Methodik dabei konsequent an, denn es selbst gespickt mit Quests für den Lesern und enthält viele Beispiele und Tipps, z.B. auch, wie man Verbündete gewinnt und wie man diesen am Besten SuperBetter erklärt, aber auch wie man selbst zu einem großartigen Helfer und Verbündenten wird.

Der Framework-Gedanke für einen solchen Gamification Ansatz gefällt mir (obwohl Jane McGonigal gar nicht von einem Framework spricht, das ist mein Wording). Ein Spiel á la Super-Mario wird zur Metapher für eine Herausforderung. Darüber hinaus stecken noch weitere nützliche Metaphern im Konzept. Wir lernen gezielt Hilfen zu erkennen und zu nutzen (Power-Ups), Hindernisse und Schwierigkeiten zu identifizieren und zu überwinden (Bad Guys), bewusst Aufgabenstellungen, die uns weiterbringen in Angriff zu nehmen (Quests), Hilfe zu suchen und zu akzeptieren (Allies), uns zu motivieren (z.B. mit unserer geheimnisvollen Secret Identity) um letztlich größere Erfolge (Epic Wins) anzustreben

Die Lektüre macht Lust auszuprobieren. Ist eben NICHT ideologisches TschakaTschaka, sondern plädiert für eine spielerische Haltung, verführt zum Ausprobieren und Lernen. Bei mir ist das entsprechende Kopf-Kino bereits gestartet.

Mehr zu SuperBetter gibt es auf der Homepage: https://superbetter.com/

Oder im TED-Talk von Jane Gonigal:

Best of (Gelesen): Logik des Mißlingens

Dietrich Dörner, Die Logik des Misslingens, Strategisches Denken in komplexen Situationen, 11. Auflage, Hamburg 2012, ISBN-13: 978-3-499-61578-8 (Amazon Affiliate Link)

Strategien für den Umgang mit komplexen Situationen hört sich wie ein Patentrezept für Projektarbeiter an. So trivial ist es aber nicht. Dörner identifiziert eher aus einer psychologischen Warte mögliche Handlungsoptionen und typische Fehler, das Ganze durchaus fundiert aus der Beobachtung von unzähligen Planspielen und Experimenten, aber auch aus der Analyse historischer Situationen wie dem Atomunfall in Tschernobyl.

Einen Schönheitsfehler hat  die Betrachtung allerdings: Dis Schlussfolgerungen werden nicht aus komplexen Situationen, sondern aus komplizierten gezogen. Planspiele haben feste Regeln, Operations Research hat eine vollständige Modellbildung der Welt, a posteriori lässt sich die Welt erklären – aber gerade das alles haben wir in komplexen Situationen ja nicht. Vielleicht ist diese Unsauberkeit im Umgang mit dem Komplexitätsbegriff auch dem ursprünglichen Erscheinungsdatum (1989) geschuldet. Nichtsdestotrotz sind die Darlegungen auch für komplexe Situationen hilfreich und fundiert.

Als eher erfolgversprechenden Handlungsoptionen nennt Dörner u.a.:

  • Arbeitshypothesen permanent hinterfragen und prüfen
  • Hohes Maß an Selbstorganisation und Strukturierung, Fähigkeit zur Selbstkritik
  • Dekomposition komplexer Situationen
  • Balance & Kompromiss
  • Umgestaltung des Systems (um negative Zielkonflikte und Abhängigkeiten aufzulösen)
  • Zielkonkretisierung
  • „Reperaturdienstverhalten“/Muddling-Through – Auch wenn Dörner die Gefahren eines solchen Verhaltens sieht (siehe unten): Behebung von Missständen ist die bessere Alternative zum Gar nichts tun.
  • Anpassung an wandelnde Kontexte/Kontextspezifisches Verhalten
  • Institutionelle Trennung von Informationssammlung und Entscheidung
  • Vorausschau zukünftiger Szenarios
  • Vorwärts- und Rückwärtsplanung
  • Strategien zur Suchraumeinengung:

o Heurismen
o Hill Climbing (nur solche Aktionen in Betracht ziehen, die einen Fortschritt in Richtung auf das Ziel versprechen mit der Gefahr auf einem Nebengipfel zu landen statt am eigentlichen Ziel)
o Zwischenzieleo    Effizienz-Divergenz, d.h. Situationen anstreben, die möglichst viele Handlungsoptionen mit relativ hoher Erfolgswahrscheinlichkeit offen lassen
o Frequency-Gambling (Was hat in der Vergangenheit funktioniert?)

  • Strategien zur Suchraumerweiterung:

o Freies Probieren (Trial & Error)
o Ausfällen des gemeinsamen nach Duncker (Welche Gemeinsamkeiten haben die bislang erfolglosen Lösungsversuche?)
o Analogieschlüsse

  • Wechselspiel von Suchraumeinengung und Suchraumerweiterung

Tendenziell zu fehlerhaftem Verhalten/Misserfolg verleitet hingegen:

  • Arbeitshypothesen werden als wahr hingenommen und nicht weiter hinterfragt.
  • Sprunghafter Themenwechsel, Aktionismus, Ablenkung
  • Übersteuerung
  • Gruppendenke/Groupthink (nach Janis)
  • „Reperaturdienstverhalten“/Muddling-Through (Konzentration auf die Behebung isolierter Missstände, wobei die Vorstellung des eigentlich angestrebten Zielzustandes auf er Strecke bleibt)
  • Überbetonung des aktuellen Motivs
  • Informationelle Überlastung
  • Similarity Matching (Tendenz, eher auf Ähnlichkeiten als auf Unterschiede zu reagieren)
  • Schematisierungen und Reglementierungen
  • Nichtberücksichtigung von Friktionen („Unvorhersehbarkeiten“)

Alles in allem eine empfehlenswerte Lektüre und bemerkenswert auch: Welches deutschsprachige Buch zu einem abstrakten, wissenschaftlichen Thema kann schon auf so viele Auflagen verweisen?

Best of schlossBlog: Gelesen: UZMO

Martin Haussmann, UZMO – Denken mit dem Stift: Visuell präsentieren, dokumentieren und erkunden, München 2014, ISBN-13: 978-3-86881-517-7 (Amazon Affiliate Link)

Ein Buch ganz nach dem Geschmack des visualPM! Es gibt so wunderbare Bücher zum Thema Visualisierung und UZMO ist eines davon. Setzt man die Buchstaben „UZMO“ neu zusammen und zwar nicht als Wort, sondern als Grafik, so entsteht eine Glühbirne: U und Z übereinander gibt das Gewinde, O den Glaskörper und das M den Draht. (Es ist natürlich gemein, darüber zu schreiben ohne das Bild zu zeigen, aber vielleicht funktioniert ja das Kopf-Kino!)

UZMO lehrt uns mit der bikablo-Zeichentechnik eine visuelle Sprache. Visuelles Arbeiten ist nicht nur eine eigene Kommunikationsform, sondern gibt uns einen zusätzlichen Kanal für Resonanz und Feedback neben der verbalen Sprache. Dabei kommt es auch gar nicht auf Perfektion an:

„Das Ziel von Visualisierung ist nicht Schönheit, sondern Kommunikation.“

Martin Haussmann erläutert nicht nur die Grundlagen, sondern gibt konkrete Hilfen und Werkzeuge in einem selbstverständlich auch visuell schön gestaltetem Buch. Zu den vorgestellten Werkzeugen gehören neben der bikablo-Technik, u.a. der Visualisierungskompass, der uns den Weg zu geeigneten Darstellungsformen weist, die Symbol-Safari, die uns hilft eine eigene visuelle Sprache für unsere eigenen Themen zu entwickeln, die Plakatmaschine, Sketchnoting, die Problemlösungstechnik Riesenrad, Templates, sowie zahlreiche Vorlagen, Anleitungen und Tipps und vieles mehr. Eine echte Empfehlung, die Lust macht die Werkzeuge auch auszuprobieren.

Martin Haussmann, seine bikablo Kollegen von den Kommunikationslotsen und der Webshop Neuland zählen zu den deutschsprachigen Vorreitern im Visual Facilitating (Wikipedia).

Ebenfalls von Martin Haussmann (gemeinsam mit Holger Scholz) gibt es auch das bikablo Trainerwörterbuch der Bildsprache/Facilitators dictionary of visual language (Amazon Affiliate Link), wobei ich ehrlich gesagt hier das Buch Bildsprache: Formen und Figuren in Grund- und Aufbauwortschatz (Amazon Affiliate Link) von Petra Nitschke bevorzuge.

Drei Damen vom Grill

Man(n) freut sich ja über Feedback. Und jüngst haben wir einen Kommentar zu unseren Business Visualisierungsvideos entdeckt: „Ihr drei seid irgendwie das männliche Pendant zu den 3 Damen vom Grill“.

Nun, wir tragen es mit Fassung… und einem Schmunzeln.

Und wie hat es eine andere Nutzerin formuliert: „Die 3 bleiben in Erinnerung“.

Manchmal schießt Kritik aber auch über das Ziel hinaus. Wir können zwar verstehen, dass frau sich echauffiert, dass da schon wieder drei weiße, männliche Dudes vor der Kamera stehen, nur würden wir auch weiterhin gerne von operativen Eingriffen absehen. Vielleicht kann Christian ja seine Haare wieder offen tragen. Aber mal ganz ehrlich: Wir haben hier Inhalte kreiert, die wir gerne mit einer Community teilen. Respektlos und sexistisch wäre es, wenn wir eine Vorzeigelady ins Bild rücken würden, um unseren Content zu vermarkten. Ihr müsst uns also nehmen, wie wir sind.

Und ganz so „unerfolgreich“ sind unsere Kurse ja nicht, das macht uns stolz:

Wir wollen auch weiter in unserer Arbeit respektvoll mit anderen Menschen umgehen. Die ganze Gender-Debatte wird allzu oft leider auf einen Formalismus reduziert und verkennt dabei worauf es wirklich ankommt: Respekt voreinander.

Und wenn man respektvoll miteinander umgeht, dann kann man gerne auch mal auf die political correctness verzichten, weil der/die andere ja dann auch weiß, wie es gemeint ist und nur darauf kommt es an.

Eine Übersicht all unserer LinkedIn Learning Trainings gibt es übrigens hier.

Facilitation

Unser neuer Kurs auf LinkedIn Learning: Facilitation.

Wir wollen alle erfolgreiche Meetings, Workshops und Projekte.

Und wie das geht, das zeigen wir in diesem Kurs. In unserem Projektmanagement-Trainings, den LinkedIn-Video-Trainings und auch ansonsten widerholen wir uns wie ein Papagei. Facilitation ist eine Geheimwaffe, sagt das Projektmagazin, naja, ich im Projektmagazin 😉

Aber ich glaube daran. Wir glauben daran.

Einfach #Machen und erfolgreich sein.



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