Archiv der Kategorie ‘System Thinking‘

 
 

Komplexe Systeme

Mit der Unterscheidung kompliziert – komplex nehmen es viele nicht so genau, dabei ist sie durchaus sinnvoll. Komplizierte Systeme sind (auch wenn es nicht einfach ist) trotz allem planbar, steuerbar und beherrschbar. Bei komplexen System haben wir vielleicht eine Ahnung oder können ex-post Erklärungsmuster liefern, durch ihre Vernetzung, Rückkopplung und Wechselwirkung überraschen sie uns immer wieder aufs Neue oder wie es mein Beraterkollege Olaf Hinz sagt: „Komplexität bedeutet, da kommt immer noch was nach.“ (Das Zitat stammt übringens aus dem frisch erschienen Buch #PM2025.)

Nimmt man es mit der Unterscheidung nicht so genau, dann kann das schon einmal unfreiwillig komisch werden, wie in diesem Werbespot aus dem Internet,  über den ich zufällig gestolpert bin. Expertenwissen á la Dr. Best und Komplexitätsunverständnis auf Youtube:

Das Uhrwerk, von dem die Expertin weiß, wie man es am Laufen hält ist ein kompliziertes System, aber kein komplexes – sonst könnte sie das nie so genau wissen.

Ein komplexes System ist allerdings in der Tat die Verdauung. Dieses lässt sich auch mit Medikamenten behandeln, aber sicher nicht vollständig beherrschen´- zumindest können das weder Pharmazie noch Medizin, aber die sind ja auch keine Ingenieure…

Die Unterscheidung kompliziert – komplex ist jetzt nicht nur akademisch, sondern hochgradig sinnvoll, weil es im Umgang mit komplizierten Systemen andere Strategien erfordert als bei komplexen Systemen. Im Cynefin-Modell werden daneben noch einfache und chaotische Systeme unterschieden.

Mehr dazu in meinem Beitrag zur letztjährigen Blog-Parade für das PM-Camp Berlin: Vielfalt statt Beliebigkeit

Context Map im Projektmagazin

Die Context Map von schlossBlog hat es in die Methodensammlung des Projektmagazins geschafft. Die Context Map ist eine spezifisch konfigurierbare Form der Umfeldanalyse. Varianten der der Umfeldanalyse gibt es viele: Angefangen von Stakeholderanalyse, Branchenanalyse, Systemmodellierungen und viele mehr.

Ein eigenes Erklärvideo zur Context Map gibt es übrigens  auch.

Und das Template steht in verschiedenen Formaten zum Download bereit:

Context-Map DIN A4
Context-Map DIN A3
Context-Map DIN A2
Context-Map DIN A1
Context-Map DIN A0

Ursprünglich erschien die Context Map hier:

Kontextanalyse

Grenzen der Modellbildung, Grenzen der Wahrnehmung

System Denken und unsere Wahrnehmung sind sich sehr ähnlich und beruhen auf den gleichen Prinzipien.

Unsere reale Welt ist gekennzeichnet durch Akteure und deren Interaktionen, die sich gegenseitig beeinflussen.

Unsere VUCA Welt ist komplex. Wir können versuchen sie als System zu verstehen.

Wir können Akteure und Interaktionen identifizieren und beschreiben.

Ein System ist zunächst durch seine Systemgrenzen gekennzeichnet.

Was ist System und was ist Umwelt?

Wir können die Welt in der wir leben beobachten und analysieren.

Zwar sind wir keine unabhängigen Beobachter (wir sind schließlich selbst Teil des Systems und stehen mit diesem in Interaktion oder sind sogar selbst Bestandteil des Systems – wer das nicht glauben mag, dem sei der Erzählband  „Die New York Triologie“ von Paul Auster empfohlen).

Elementar für diese Analyse unserer Welt ist unsere Wahrnehmung.

Auch das in diesem Artikel entwickelte Modell ist selbstbezüglich.

😉

Wir können verschiedene Felder identifizieren und unsere Interpretatiton und Deutung kann beginnen.

Und erst die Verarbeitung unserer Wahrnehmung, unserer Sinneseindrücke erlaubt Lernen.

Der Lenprozess, unsere Erkenntnis erlaubt eine Modellbildung.

Das Modell ist etwas in sich eigenständiges, mit dem wir versuchen ein System/die reale Welt zu beschreiben.

Modell und Realität haben die gleichen (farbigen) Felder gemein. Und doch sind sie sehr unterschiedlich. Statt der konkreten Interaktionen finden sich nur mehr Muster.

Im Modell wurde die Komplexität reduziert. Das kann hilfreich sein und gleichzeitig beliebig falsch. Es ist auf jeden Fall Vorsicht geboten.

Unsere Wahrnehmung funktioniert genauso wie diese Form des System Denkens. Die Projektion auf unsere Netzhaut wird letztlich durch einen kognitven Prozess in ein Modell unserer Umwelt übertragen. Unsere Wahrnehmung ist eines unserer schärfsten Werkzeuge, aber wie uns Sinnestäuschungen vor Augen führen: Fehleranfällig, wie jede Systemmodellierung.

Die Grenzen des System Denkens und die Grenzen unserer Wahrnehmung sind sich nicht unähnlich.

Trotzallem ist System Denken wichtig und hilfreich. (Ohne unsere Wahrnehmung könnten wir ja auch nicht leben.) Wir sollten uns lediglich dieser Grenzen bewusst sein und unsere Modelle/unsere Wahrnehmung reflektieren und hinterfragen.

Beitrag #746 auf schlossBlog

Dieser Post  ist inspiriert von Susan Gasson, deren Beitrag die grafische Darstellung entlehnt ist.



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