#321 PM Zertifizierungen

Ich bin nicht wirklich ein Freund von PM Zertifizierungen. Andreas Heilwagen von PJMB hat jetzt im Forum des Projektmagazins einen Thread gepostet, in dem er fragt, welche Rolle Zertifizierungen bei Projektausschreibungen spielen und langsam trudeln einige Antworten ein.
Eine Zertifizierung kann Erfahrung nicht ersetzen. Zertifizierungen mögen bei anonymen Ausschreibungen noch helfen, doch eigentlich ist unser Business ein People-Business. Und spätestens dann, wenn ich mein gegenüber kenne (oder kennenlerne) zählt nur mehr die Praxis.
Allerdings verstecken sich Vermittler und Einkaufsabteilungen mitunter hinter solchen Anforderungen, aber eigentlich nur aus Überforderung.
Das Zertifizierungen ein eigenes Geschäftsmodell sind, an dem nicht nur die konkurrierenden Verbände verdienen wollen, sondern auch eine ganze Reihe Dienstleister, wurde hier auch schon zurecht angemäkelt. Mit einer einmaligen Zertifizierung ist es ja nicht getan und dann gibt es auch verschiedene Zertifizierungsstufen und und und. Die Zertifizierungsmodelle bedienen mehr Bürokratien als Projekte. Schnell werden sie zum Selbstzweck.

#320 Schizophrenie Datenschutz

Bitte nicht falsch verstehen: Nicht der Datenschutz, sondern unser Umgang mit dem Thema Datenschutz ist reichlich schizophren.

Wer in IT-Projekten unterwegs ist, den holt das Thema früher oder später einmal ein. Vernünftiger Umgang mit Daten und Datenschutz gerät zu einem diffizilen Abwägen von Bedürfnissen und Anforderungen. Z.B. ein Test- oder Qualitätsmanager braucht möglichst realistische Daten um seine Anwendung erfolgreich testen zu können. Die von Seiten des Datenschutzes erhobenen Anforderungen werfen ihm dabei Knüppel zwischen die Beine. Ja, klar, Daten können verfremdet und anonymisiert werden, erfüllen aber dann mitunter nicht mehr das Kriterium realistisch zu sein oder die Datenintegrität geht verloren. Ausbaden müssen diesen Qualitätsverlust dann mitunter genau die, deren legitime Schutzbedürfnisse durch den Datenschutz sichergestellt werden sollten. Ein schwieriges Thema – keine Frage.

Der Staat nimmt sich dieses Themas an und macht strikte Vorgaben z.B. im Bundesdatenschutzgesetz (BDSG).

Die Schizophrenie kommt aber dann gerade beim Staat wieder zum Vorschein: Nehmen wir das aktuelle Thema ELENA. Durch das Datenerfassungs- und Vernetzungsprogramm ELENA soll der Missbrauch von Sozialleistungen verhindert werden. Dazu werden beispielsweise Arbeitgeber verpflichtet bestimmte Daten zu melden und diese werden mit anderen Daten abgeglichen. Dabei entsteht ein neuer Datenmoloch. Betroffen sind aber auch Bereiche wie Krankheitstage, Streiktage, etc.. Datenschutzrechtlich mehr als heikel. Aber in einem guten Namen ( ist ja für den Staat, gegen Missbrauch) wird die Sammelwut schnell ohne großes Hinterfragen legitimiert. In welchem Maß und in welcher Zahl Zugriff in einer Bürokratie auf einen solchen sensiblen Datenmoloch besteht, bleibt außen vor, dabei lautet doch schon die einfachste Datenschutzempfehlung, die Haltung nicht zwingend notwendiger Daten möglichst zu vermeiden.

Egal zu welchem Schluß man bezüglich ELENA kommen mag, wundert mich wie vergleichsweise leise die Diskussion verläuft (auch wenn es vereinzelt kritische Stimmen gibt). Eigentlich hätte ich mit einem lauten Aufschrei gerechnet. Denkt man an die seinerzeitige Diskussion zum Thema Volkszählung im Jahr 1987, dann müsste die Reaktion bei ELENA noch um ein vielfaches lauter und intensiver ausfallen.

#319 CHAOS-Report

Wenn es um das Scheitern von Projekten geht, wird der CHAOS-Report der Standish-Group gerne zititert. Stefan Hagen fasst nun einen Artikel von Dr. Ingo Zank über den CHAOS-Report und was dahintersteckt zusammen.

#318 Ein ganz besonderer Stakeholder

Sigrid ist ein ganz besonderer Stakeholder (Teil 1, Teil 2), denn immerhin ist sie schon als Stakeholder erkannt, benannt und integriert. Natürlich sind auch alle Projektbeteiligten Stakeholder, aber daneben auch noch viele andere.

Stakeholder sind normalerweise Fabelwesen, wie der Yeti:  Jeder hat schon davon gehört, aber außer Reinhold Messner haben ihn noch nicht viele gesehen.

Dein Stakeholder, das unbekannte Wesen…

#317 Google Wave: Zitat

Habe mir gerade nur sehr widerwillig das Google Framework auf meinem komplett neuinstallierten Notebook aufgespielt. Ausgerechnet mit meinem iGoogle ist der IE jetzt buggy dank Chrome…. Aber Google Wave funktioniert ohne nicht…
Google Wave – ein gutes Stichwort, denn bei imgriff.de/Blogwerk findet sich ein wunderschönes Zitat, dass meine Eindrücke bestätigt:

Wir haben bei Blogwerk gerade ein Mini-Projekt in eine Wave geschoben, einfach, um das mal produktiv zu testen – und ich habe schon zu dem Zeitpunkt nicht mehr durchgeblickt, als nur ich selbst Material in die neue Wave gefüllt hatte, als also noch gar nicht die anderen Beteiligten kommentiert, editiert, ergänzt hatten.

Meine Eindrücke habe ich hier ja bereits zusammengefasst.

In eigener Sache

Das Bloggen ist des Bloggers Lust, aber die Beiträge, die hier auf schlossBlog entstehen, haben einen professionellen Hintergrund. Daher sei an dieser Stelle auch einmal auf mein Beratungsansgebot hingewiesen:

#316 VisualPM: Poster

In unserem Powerpoint-verseuchten Alltag vergessen wir allzuleicht, dass es auch noch andere Visualisierungsmöglichkeiten gibt, z.B. Poster. Hier ein paar Beispiele:

Die Beispiele sind alle sehr Methoden-lastig, aber Sie vielleicht schon mal daran gedacht Ihr Projekt in Poster-Form darzustellen: Auftrag & Inhalt, Stakeholder, Vorgehensweise, Beteiligte,…

#315 Garbage in, garbage out

Eigentlich ist diese Ur-Regel der IT trivial und selbstverständlich. Die Praxis sieht aber anders aus: Werner Kurzlechner berichtet in einem Artikel für das CIO-Magazin, wie Unternehmen selbst im Bereich Business Intelligence (BI) mit der Datenqualität schludern.
Ich plädiere hier auf: Weniger ist mehr! Es ist meist besser den Datentopf samt Auswertungen kleiner zu lassen, aber dafür die Qualität im Griff zu behalten, denn was nutzen die schönsten Auswertungen, wenn sie nicht valide sind?

#314 VisualPM: Dashboards im PM

Nach einer kleinen Pause ist es wieder an der Zeit unsere kleine VisualPM-Reihe wiederaufzunehmen:

Dashboards (wörtlich: Armaturen- oder Instrumententafeln) erfreuen sich nicht erst seit der Balanced Scorecard immer größerer Beliebtheit – mittlerweile auch im Projektmanagement. Die gute alte Meilensteintrendanalyse, Burn-Down-Charts oder Status-Ampeln sind z.B. beliebte Visualisierungen für Dashboards.

Eine Crux liegt aber allen Kennzahlensystemen zugrunde: ihre Abhängigkeit von der Datenbasis oder nach einer alten IT-Weisheit „Garbage in – Garbage out“. Falsche oder fehlerhafte Daten wiegen uns in falscher Sicherheit, führen zu Fehleinschätzungen, Scheingenauigkeiten oder werden zum Selbstzweck. Hier ist dann häufig weniger mehr. Lieber ein rudimentäres Reporting, dessen Aussagekraft man noch einschätzen kann als Hochglanzreports für die Tonne.

Dashboards lassen sich heute schon schnell mit (z.B. Excel-)Hausmitteln erstellen. Beim Excel-Spezialisten Pointy Haired Dilbert kann man lernen wie. Vor einer Weile hat er eine ganze Serie mit PM-Visualisierungen und in Teil 6 eine Anleitung zum Bau eines Dashboards veröffentlicht:

Part1: Preparing & tracking a project plan using Gantt Charts
Part2: Team To Do Lists – Project Tracking Tools
Part3: Project Status Reporting – Create a Timeline to display milestones
Part4: Time sheets and Resource management
Part5: Issue Trackers & Risk Management
Part6: Project Status Reporting – Project Management Dashboard
Part7: Using Burn Down Charts to Understand Project Progress

Wer sich weiter von Pointy Haired Dilbert bei der Gestaltung von Dashbords inspirieren lassen will findet bei ihm auch zahlreiche Beispiele für Excel-Dashboards aus dem Vertriebsbereich. Dort gibt es auch viele weitere Links zur Dahsboard-Gestaltung.

#313 Google Wave: Erste Erfahrungen

Auch wenn unser Experiment etwas eingeschlafen ist (selbst Projektmenschen lassen es über die Feiertage etwas ruhiger angehen), reicht es zu einem ersten Zwischenfazit über Google Wave:

(1) Technik

Anscheinend hat Google Wave ein paar Browser-spezifische Verhaltensweisen, so zumindest unsere ersten Erfahrungen. Mit dem Internet Explorer ist eine Installation des Chrome Frames erforderlich mit dem Ergebnis, dass sich nun auch mein Google Feedreader etwas anders verhält als gewohnt. Gewohnte Links auf Titel im Feedreader führen jetzt auf leere Seiten. Nun gut, wir sind noch in einer beta-Phase.

(2) Interaktivität & Collaboration

Ja, klar ist es witzig, wenn mehrere Autoren gleichzeitig an einem Textbaustein basteln und man in Echtzeit auch das Editieren der anderen sieht, aber die Grenzen einer solchen Collaboration werden schnell erreicht: Sollten die Texte länger werden, ist auch eine Wave nicht mehr sonderlich übersichtlich. In unserem Experiment haben wir daher versucht parallel mehrere Waves für unterschidliche Topics aufzusetzen, aber auch das hat die Übersichtlichkeit nicht unbedingt erhöht. Klar ist es bei Emails nervig, wenn sich ein langer Dialog entwickelt und tausend verschachtelte Emails immer wieder hin und her fliegen. Hier hat Wave einen echten Mehrwert, aber das allein ist nicht Collaboration. Die Arbeit an gemeinsamen Deliverables hat andere Anforderungen. Schnell wünscht man sich ein paar Features, wie man sie aus CMS oder Wikis kennt.

(3) Fazit

Es ist ein bisschen wie Google Docs meets Google Mail. Für künftige Mail-Protokolle und Mail-Programme mag Inspirierendes dabei sein, aber wer heute noch nicht in der Verlegenheit war mit Collaboration-Tools wie Goolge Docs zu arbeiten wird die Möglichkeiten zur Zusammenarbeit mit Wave wohl auch kaum nutzen. Es ist mal wieder wie immer: zuerst kommt es auf die Nutzer und die Inhalte an und dann auf das Tool oder: a fool with a tool is still a fool.



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