Best of schlossBlog: Was heißt schon Digitalisierung?

Digitalisierung ist wieder eines dieser unsäglichen Buzzwords, das wie so oft unreflektiert gehypt wird. Ich halte es obendrein für ein sehr gefährliches Buzzword, weil es den Fokus falsch setzt: Technik vor Geschäftsmodell. Dabei ist doch die Technik primär Mittel zum Zweck. Selbstverständlich können neue Techniken zu disruptiven Entwicklungen in Geschäftsmodellen führen, aber dennoch sollte man das Pferd nicht von hinten aufziehen.

Und um ehrlich zu sein: Die Werkzeuge der Digitalisierung sind nicht wirklich neu, sie sind nur weitaus mächtiger und allgegenwärtiger geworden. Aber welche Werkzeuge/Möglichkeiten sind das?

(1) Messen, Steuern, Regeln
Nun, wirklich nichts Neues in unserer längst digitalisierten Welt. Zugegeben: Die Auswertungsmöglichkeiten sind gewachsen, womit wir schon beim zweiten Punkt wären:

(2) Business Intelligence
Mit den zunehmend vorhandenen digitalen Daten (1) und mächtigeren Auswertungsmöglichkeiten der eigenen Daten oder selbst der Daten anderer, selbst unserer Mitbewerber (Comptetitive Intelligence) sind die Möglichkeiten der Business Intelligence gewachsen, aber neu sind sie bei Weitem nicht, allerdings in der Kombination mit…

(3) Big Data
…ergeben sich neue Erkenntnisse – auch wenn diese mitunter überschätzt werden. Die Vielzahl der heute verfügbaren Daten lässt uns elementare Grundsätze der Datenverarbeitung immer wieder vergessen: Nach wie vor gilt: Garbage in, Garbage out. Wir müssen also wissen, was wir messen und das nächste Dilemma liefert uns die Scheingenauigkeit: Messungen bis auf drei Kommastellen suggerieren Exaktheit und Wahrheit, nicht-messbare oder nicht gemessene aber relevante Einflussgrößen fliegen hingegen aus unseren Modellen hinaus und wir wundern uns dann, warum unsere Modelle nicht funktionieren. Hier ist weniger oft mehr. Ich plädiere an den gesunden Menschenverstand: Wenn auswerten, dann müssen wir auch wissen was und wo unsere Modellgrenzen liegen.

Kommen wir zu den mehr technologischen Aspekten hinter der Digitalisierung:

(4) Vernetzung
Auch in der Industrie ist Digitalisierung nichts Neues. Computer-gesteuerte Maschinen gibt es seit langem, was aber zunehmend steigt ist der Grad der Vernetzung. Damit hängen Maschinen oder ganze Produktionslinien plötzlich im Internet. Der Kühlschrank kann plötzlich selber bestellen, aber meine Produktionsmaschine ist plötzlich auch anfällig für einen Virenbefall á la Stuxnet. Mit der Vernetzung steigt die Komplexität und die wechselseitige Abhängigkeit.

(5) Virtualisierung
Unser Bild vom Computer ist noch stark geprägt von der physischen Entität eines Rechners, sei es unser Notebook, ein Desktop-PC oder ein Server. Aber zumindest in der Server-Welt haben sich Virtualisierungskonzepte längst durchgesetzt, da ordert man in einem Rechenzentrum nicht mehr (oder nur noch in besonderen Fällen) einen physischen Rechner, sondern stattdessen eine virtuelle Instanz. Zunehmend passiert die Virtualisierung auch nicht mehr im eigenen Haus, sondern wird ausgelagert in die…

(6) Cloud
Große Cloud-Anbieter, wie Microsoft, Google oder Amazon bieten Skalierungsmöglichkeiten, die man selbst nur schwer gewährleisten kann und wenn es denn sein muss, dann in einer Private-Cloud.

Aus all dem ergibt sich eine rasante…
(7) Beschleunigung.

Alle 7 Aspekte bergen Chancen und Risiken. Natürlich ist es sinnvoll zu prüfen inwieweit sie für bestehende Geschäftsmodelle relevant sind und ob sich neue Türen öffnen. Diesen Fragen muss man sich aber immer stellen und nicht erst wenn irgendwelche Jünger ihre Digitalisierungssandalen in die Luft halten.

Und auch mit den Grenzen und Problemen der Digitalisierung müssen wir uns beschäftigen: Die Komplexität steigt und es entstehen neue Abhängigkeiten. Einem Kind würde man vorsichtshalber nicht seine Kreditkarte anvertrauen, dem Kühlschrank, den ein Wildfremder programmiert hat schon…

Lasst die Kirche im Dorf und macht eure Hausaufgaben, die ihr immer schon gemacht haben müsstet, dann ist Digitalisierung nur alter Wein in neuen Schläuchen. Zugegeben – vielleicht ist der Wein gereift, aber neu ist er wirklich nicht.

Dieser Beitrag ist schon 3 Jahre alt und immer noch aktuell. Hier der Link zur Original-Veröffentlichung.

Was heißt schon Digitalisierung?

Digitalisierung ist wieder eines dieser unsäglichen Buzzwords, das wie so oft unreflektiert gehypt wird. Ich halte es obendrein für ein sehr gefährliches Buzzword, weil es den Fokus falsch setzt: Technik vor Geschäftsmodell. Dabei ist doch die Technik primär Mittel zum Zweck. Selbstverständlich können neue Techniken zu disruptiven Entwicklungen in Geschäftsmodellen führen, aber dennoch sollte man das Pferd nicht von hinten aufziehen.

Und um ehrlich zu sein: Die Werkzeuge der Digitalisierung sind nicht wirklich neu, sie sind nur weitaus mächtiger und allgegenwärtiger geworden. Aber welche Werkzeuge/Möglichkeiten sind das?

(1) Messen, Steuern, Regeln
Nun, wirklich nichts Neues in unserer längst digitalisierten Welt. Zugegeben: Die Auswertungsmöglichkeiten sind gewachsen, womit wir schon beim zweiten Punkt wären:

(2) Business Intelligence
Mit den zunehmend vorhandenen digitalen Daten (1) und mächtigeren Auswertungsmöglichkeiten der eigenen Daten oder selbst der Daten anderer, selbst unserer Mitbewerber (Comptetitive Intelligence) sind die Möglichkeiten der Business Intelligence gewachsen, aber neu sind sie bei Weitem nicht, allerdings in der Kombination mit…

(3) Big Data
…ergeben sich neue Erkenntnisse – auch wenn diese mitunter überschätzt werden. Die Vielzahl der heute verfügbaren Daten lässt uns elementare Grundsätze der Datenverarbeitung immer wieder vergessen: Nach wie vor gilt: Garbage in, Garbage out. Wir müssen also wissen, was wir messen und das nächste Dilemma liefert uns die Scheingenauigkeit: Messungen bis auf drei Kommastellen suggerieren Exaktheit und Wahrheit, nicht-messbare oder nicht gemessene aber relevante Einflussgrößen fliegen hingegen aus unseren Modellen hinaus und wir wundern uns dann, warum unsere Modelle nicht funktionieren. Hier ist weniger oft mehr. Ich plädiere an den gesunden Menschenverstand: Wenn auswerten, dann müssen wir auch wissen was und wo unsere Modellgrenzen liegen.

Kommen wir zu den mehr technologischen Aspekten hinter der Digitalisierung:

(4) Vernetzung
Auch in der Industrie ist Digitalisierung nichts Neues. Computer-gesteuerte Maschinen gibt es seit langem, was aber zunehmend steigt ist der Grad der Vernetzung. Damit hängen Maschinen oder ganze Produktionslinien plötzlich im Internet. Der Kühlschrank kann plötzlich selber bestellen, aber meine Produktionsmaschine ist plötzlich auch anfällig für einen Virenbefall á la Stuxnet. Mit der Vernetzung steigt die Komplexität und die wechselseitige Abhängigkeit.

(5) Virtualisierung
Unser Bild vom Computer ist noch stark geprägt von der physischen Entität eines Rechners, sei es unser Notebook, ein Desktop-PC oder ein Server. Aber zumindest in der Server-Welt haben sich Virtualisierungskonzepte längst durchgesetzt, da ordert man in einem Rechenzentrum nicht mehr (oder nur noch in besonderen Fällen) einen physischen Rechner, sondern stattdessen eine virtuelle Instanz. Zunehmend passiert die Virtualisierung auch nicht mehr im eigenen Haus, sondern wird ausgelagert in die…

(6) Cloud
Große Cloud-Anbieter, wie Microsoft, Google oder Amazon bieten Skalierungsmöglichkeiten, die man selbst nur schwer gewährleisten kann und wenn es denn sein muss, dann in einer Private-Cloud.

Aus all dem ergibt sich eine rasante…
(7) Beschleunigung.

Alle 7 Aspekte bergen Chancen und Risiken. Natürlich ist es sinnvoll zu prüfen inwieweit sie für bestehende Geschäftsmodelle relevant sind und ob sich neue Türen öffnen. Diesen Fragen muss man sich aber immer stellen und nicht erst wenn irgendwelche Jünger ihre Digitalisierungssandalen in die Luft halten.

Und auch mit den Grenzen und Problemen der Digitalisierung müssen wir uns beschäftigen: Die Komplexität steigt und es entstehen neue Abhängigkeiten. Einem Kind würde man vorsichtshalber nicht seine Kreditkarte anvertrauen, dem Kühlschrank, den ein Wildfremder programmiert hat schon…

Lasst die Kirche im Dorf und macht eure Hausaufgaben, die ihr immer schon gemacht haben müsstet, dann ist Digitalisierung nur alter Wein in neuen Schläuchen. Zugegeben – vielleicht ist der Wein gereift, aber neu ist er wirklich nicht.

Beitrag #729 auf schlossBlog
Ein Vorgehensmodell zur Digitalisierung in KMUs gab es bereits in #693

#578 Best of… Compliance

Compliance war schon das eine oder andere mal Thema auf schlossBlog, insbesondere Compliance-Themen vor dem Hintergrund von IT-Offshoring und Outsourcing:

#548 EU-Studie warnt vor Überwachung durch die USA

Hier zitiert Spiegel online eine EU-Studie zum Cloud Computing, die vor der Überwachung durch die USA warnt. Der einleitende Text greift allerdings zu kurz, wenn er vor dem Datentransfer in die USA warnt. Im vergangenen Jahr haben US-Unternehmen wie Amazon und Microsoft bereits öffentlich zugegeben, dass selbst ihre europäischen Hosting-Angebote dem US-Patriot-Act unterliegen und dass sie als US-Unternehmen demnach verpflichtet sind ggf. US-Behörden auch Zugriff auf europäische Rechenzentren zu gewähren.

Dieser Wahnsinn lässt von der Cloud nicht viel mehr übrig als Virtualisierungskonzepte und Cloud-Lösungen für Privatanwender, denen der Zugriff von US-Behörden auf ihre Daten reichlich egal ist.

Ich habe nichts dagegen, wenn US-Agenten meine Playlist mithören – seitdem höre ich viel mehr Volksmusik. Auch Experimental-Stücke sollen sehr beliebt sein.

😉

 

#515 Zukunft der Cloud

Wie man den letzten Posts entnehmen kann, bin ich der Nutzung der Cloud (insbesondere was meine Selbstorganisation angeht) durchaus aufgeschlossen. Die Nutzung der Cloud in Unternehmen sehe ich (aus Compliance-Gründen) eher skeptisch.  Auf Unternehmensebene sehe ich eher die Private Cloud (die ihren Namen kaum verdient), denn hinter ihr steckt v.a. das Thema Virtualisierung, aber eben nicht im Web, sondern in einem geschützten Bereich. Die Anwendungsfälle in der Public Cloud für Unternehmen sehe ich nur im Ausnahmefall. Und auch in Puncto Kosten ist in der Cloud nicht alles rosig, so die Computerwoche, die vor versteckten Kosten warnt.

#492 Grenzen der Cloud

Ein paar aktuelle Meldungen zeigen uns mal wieder die Grenzen der Cloud:

Facebook setzt sich mit dem Thema Datenschutz auseinander und verspricht schizophrenerweise eine schleswig-holstein-spezifische Lösung (heise online). In seiner Euphorie über das vermeintlich erreichte vergisst der schleswig-holsteinische Datenschützer Thilo Weichert doch glatt, dass Facebook, auch wenn es Daten in Schleswig-Holstein speichern sollte, nach wie vor ein amerikanisches Unternehmen ist, dass dem US Patriot Act unterliegt und daher dem US Big Brother immer und jederzeit in all seine Datenbestände Einblick gewähren muss, das weiss Thilo Weichert eigentlich auch (golem), hat es aber in seinem Facebook Statement wohl vergessen.

Last but not least stösst man anscheinend auch in den USA an die Grenzen der Cloud, denn die Stadt Los Angeles beklagt massive Sicherheitsprobleme in der von ihr eingekauften Google Cloud (wieder: heise).

#479 IT-Reader

#475 Es lebe die nationale Cloud!

Heise online und Golem berichten vom direkten Zugriff der US Behörden auf Daten in der Cloud, solange diese Dienste von US Unternehmen gehostet werden (also selbst wenn das Hosting nicht in den USA erfolgt). Die Cloud ist tot. Es lebe die nationale Cloud!

#454 Die Cloud, Compliance und Rechtssicherheit

Hier war ja schon desöfteren von Compliance-Themen in Cloud Computing, IT-Offshoring und -Outsouring die Rede. In der Diskussion mit einem Beraterkollegen verwies dieser darauf, dass es in den letzten 25 jahren immer wieder ähnliche juristische Diskussionen gegeben hat, z.B. beim Thema digitale Archivierung. Nie sind die von den Juristen aufgezeigten Katastrophenszenarien eingetreten. Letztlich ist die Rechtsprechung immer der technischen Wirklichkeit gefolgt.

Ex post würde ich ihm Recht geben, aber Rechtssicherheit sieht anders aus! Wer sich an den technischen Möglichkeiten orientiert und bewusst Compliance-Anforderungen übergeht oder eigenmächtig anpasst, macht dies auf eigenes Risiko.

#449 Office: Google CloudConnect

Microsoft bietet selbst mit LIVE eine Office Cloud Lösung, jetzt aber preist Google eine Cloud Lösung für das Microsoft Office an: Google CloudConnect oder wie es Markus Baersch formuliert: Sharepoint Extralight.
Direkt zu  Google geht es hier und zu einem ersten Testbericht von Markus Baersch hier. Des weiteren berichten Heise und Computerwoche.



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