Gelesen: Agile Games Facilitation

Und schon wieder Gamification! Nein, genau genommen nicht Gamification, sondern Serious Play, also der Einsatz von Spielen im Business Kontext. (Gamification hingegen ist der Einsatz von Spielelementen.)

Anne Hoffmann, Julian Kea; Agile Games Facilitation– Mit Spielen in Meetings, Workshops und im Teamalltag Wirkung erzielen; München, 2023 (Amazon Affiliate Link)

Das Buch war schon länger angekündigt und hat wohl im Laufe der Entstehung noch den „Facilitation“-Zusatz bekommen. Es handelt sich NICHT um eine Sammlung agiler Spiele, sondern um eine Anleitung für Spielleiter/Moderatoren. Es geht um Workshop-Design und wie man zielgerichtet Spiele einsetzt.

Angesichts des langen Vorlaufs war ich zunächst überrascht, dass es „nur“ ein kleines Büchlein geworden ist – inhaltlich aber, hat es einiges zu bieten.

Unterschieden werden vier Phasen (Auftrag, Auswahl, Aktion und Abschluss), die dann in 8 Schritten für ein wirksames Workshop-Design ausgearbeitet werden:

  1. Bereitschaft anbahnen
  2. Ziele formulieren
  3. Fokuspunkte setzen
  4. Inhalte-Methoden-Kombinationen festlegen
  5. Einladungen formulieren
  6. Debriefing planen
  7. Transfer ausarbeiten
  8. Wiksamkeit prüfen

Wirksamkeit ist das Schlüsselwort, denn es geht nicht um den beliebigen Einsatz von Spielen, um Unterhaltung, sondern um die zielgerichtete Anwendung.

Dafür gibt es 4 Hebel: Kontext, Fokus, Teilnehmende und Facilitation.

Als Werkzeug fasst der Serious Games Canvas all diese Aspekte zusammen und dient der Workshop-Planung (da freut sich der Canvas-Freund).

Großer Wert wird auch auf die Nachbesprechung – das Debriefing – gelegt und nachdem Julian neben Anne einer der Autoren ist, wundert es kaum, dass sich dort der Fragenkatlog des Debriefing Cubes findet (jetzt habe ich den Katalog endlich auch in Deutsch…). Eine englische Version des Cubes gibt es bei Julian übrigens auch als PDF-Download.

Zum Abschluss geht es dann noch um den souveränen Umgang mit Ungeplantem.

Alles in allem mehr als eine Empfehlung für alle, die über den Einsatz von Spielen Nachdenken und darüber hinaus, denn vieles lässt sich generell für Workshop-Design und -Durchführung nutzen.

Wie? Und keine Kritik? - Nur minimal beim Wording. Wie ich aus eigener Erfahrung weiß, sind Begriffe wie Facilitation und Gamification im deutschen Sprachraum noch schwer und noch schwerer als seriös vermittelbar. Da muss dann halt das Agile noch als Buzzword herhalten – zu Unrecht, denn der Inhalt lässt sich weit über Agile Games hinaus anwenden (also doch keine Kritik). Ist das Wort Facilitation (das ich selber auch verwende) schon nicht sonderlich gebräuchlich im Deutschen, so schmerzt das Verb „faziltieren“ schon ein bisschen. Im Gegensatz zum im Englischen durchaus üblichen „to facilitate“ ist das eher eine Wort-Neuschöpfung – und ein Zungenbrecher. Wundert mich, dass Anne and Julian damit beim Lektorat durchgekommen sind. Ein anderes Verständnis habe ich auch beim Moderationsbegriff. Während die beiden Facilitation von Moderation abgrenzen, ist für mich Moderation der Überbegriff und Facilitation dann eine besondere Ausprägung, wobei wir uns bei dieser Ausprägung wieder einig sind.

Also nichts was der klaren Empfehlung einen Abbruch machen würde.

Gelesen: Actionable Gamification

Yu-Kai Chou; Actionable Gamification– Beyond Points, Badges, and Leaderboardss, 2017 (Amazon Affiliate Link)

Achtung, Mogelpackung! Aber keine schlechte.

Eigentlich geht es bei dem amerikanisch-taiwanesischen Yu-Kai Chou gar nicht um Gamification, sondern um „human focused design“. Er hat dazu sein Octalysis-Framework entwickelt – zuerst auf seiner Homepage und dann in Buchform.

Eigentlich ist Octalysis eine Motivationstheorie. Abgeleitet tatsächlich aus der Analyse unzähliger Spiele versucht Yu-Kai Chou die zugrunde liegenden Treiber (core drives) für jegliches Handeln zu identifizieren. Er kommt dabei auf 8 Stück, die er in einem Oktagon anordnet, plus einen versteckten neunten Antrieb mit der Sensationslust.

Er ordnet die einzelnen Antriebe tendenziell der linken oder der rechten Gehirnhälfte zu, wobei er selbst darauf hinweist, dass diese Unterscheidung nicht neurowissenschaftlich begründet, sondern eher symbolisch zu verstehen ist.

Daneben unterscheidet er White Hat und Black Hat Gamification, also eher positiv oder negativ konnotierte Antriebe.

Zu den einzelnen Core Drives identifiziert er dann jeweils eine ganze Reihe von „Spieltechniken“, die sich als Design-Elemente nutzen lassen, um den jeweiligen Antrieb zu triggern. Also doch Gamification!

Spannend ist Yu-Kai Chous Reflexion von verschiedenen Behavioral Frameworks mit Hilfe von Octalysis:

  • Ryan and Deci’s Self-Determination Theory
  • Richard Bartle’s Four Player Types
  • Nicole Lazzaro’s 4 Keys To Fun
  • Mihaly Csikszentmihalyi’s Flow Theory
  • Fogg Behavior Model
  • Jane McGonigal’s Theories (die von SuperBetter)

Die verhaltenswissenschaftliche Fundierung (da dürfen auch Kahnemann & Co nicht fehlen) gibt dem „Schmuddelkind“ Gamification einen fundierten, sauberen Anstrich.

Und obendrein ist Yu-Kai Chous Baukasten vielversprechend.

Eine kompakte deutschsprachige Zusammenfassung des Octalysis Frameworks gibt es übrigens bei der Uni Oldenburg.

Facilitation Masterclass – Experimentieren

Last but not least Modul 3 der Facilitation Masterclass: Experimentieren.

Während wir in Modul 1 mit visuellem Denken uns erst einmal orientiert haben, ging es in Modul 2 um das Kernstück der Facilitation am Beispiel eines Muster Workshops.

Aber wie und mit und in welchen Medien können wir das Gelernte einsetzen?

Darum geht es in Modul 3.

Setzen Sie gezielt Medien und Technik ein, um Ihre
Botschaft erfolgreich zu vermitteln. Erfahren Sie die Vor- und Nachteile unterschiedlicher Formate (z.B. Präsentationen, Videos, Podcasts). Lernen Sie dabei, wie Sie Information transportieren können, um für Ihre Zielgruppe Nachhaltigkeit zu erreichen.

Das Modul 3 versucht eine Brücke zu schlagen zur konkreten Anwendung. Verlieren Sie Ihre Scheu und nutzen Sie den Raum und das Feedback, den Ihnen unsere Masterclass bietet.

Dabei setzen wir drei Schwerpunkte:

  • Botschaft & Story
  • Bildsprache & Design
  • Technik & Medien

Mit dem dritten Präsenzmodul endet unsere Masterclass aber nicht, eigentlich geht es damit erst los, denn wir wollen, dass Sie auch Experimente für Ihren konkreten Kontext starten, um in Ihrem Unternehmen, in Ihrer persönlichen Umgebung Facilitation einzusetzen. Trainer und Gruppe begleiten Sie bei diesen Schritten.

Nur mit einer erfolgreichen Umsetzung können Sie die Früchte ernten!

Neugierig geworden? Zu mehr Details und zur Anmeldung geht es hier.



bernhardschloss.de