#610 visualPM: Design Thinking – Mehr als nur ein Prozess
Wesentliche weitere Bestandteile des Design Thinking (neben dem Prozess) sind vor allem die Interdisziplinarität und der Raum.
Interdisziplinarität ist uns in der Projektwelt nur allzu geläufig, deswegen wollen wir hier gar nicht näher darauf eingehen. In einem komplexen Umfeld sind einfach vielfältige Skills, Methoden und Perspektiven erforderlich um erfolgreiche Projektarbeit zu leisten.
Hinter dem Raum verbirgt sich nicht nur der physische Ort an dem unser Projekt stattfindet, sondern auch die visuellen (auch haptischen und andere) Komponenten. (Wie könnte der visualPM das vergessen!). Hier dürfen wir Kreativitätstechniken einsetzen, experimentieren, Prototypen entwickeln, mit Lego spielen,… Einfach kreativ sein. Pinwände, Flipcharts, Boards, Modelle,… alles gehört dazu. Allerdings sollte uns der Raum als Gestaltungsspielraum, gerade in Zeiten virtueller Projekte und verteilter Projektteams, auch ein bisschen zur Besinnung bringen. Nicht alles, was geht, ist auch sinnvoll. Face-to-Face-Kommunikation ist unheimlich wertvoll und kraftvoll. Nichtsdestotrotz erlauben uns virtuelle Konzepte auch die Zusammenarbeit mit Experten, die wir sonst nicht in unser Team einbinden könnten, aber da sind wir schon wieder bei der Interdisziplinarität…
Bei ideo werden explizit auch noch die Werte als elementarere Bestandteil des Design Thinking angeführt. Ich bin allerdings kein Freund der Verquickung von Werten und Methoden, weil uns das im Projektmanagement beispielsweise auch die Kluft zwischen klassisch und agil zementiert hat. Mein geschätzter Kollege und Mitstreiter Eberhard Huber würde jetzt einwerfen, dass man nicht wertfrei handeln kann. Damit hat er selbstverständlich auch Recht (so wie man auch nicht Nicht-Kommunizieren kann). Meine Kritik an der Verknüpfung von Werten und Methoden bezieht sich vor allem auf eine Ideologisierung, die meist kontraproduktiv und missverständlich ist. Auch ein klassischer PM kann ein humanistisches Weltbild haben und hinter den Werten des agilen Manifests stehen. Leider haben wir schon allzu viele Diskussionen erlebt, wo diese Logik umgedreht wurde: Du bist nicht agil, also lehnst du diese Werte ab.
Was bei ideo bzgl. Werten angeführt wird, geht aber gar nicht soweit ins Ideologische. Es handelt sich eher um „Brainstorming-Regeln“:
• Arbeite visuell (be visual)
• Nur einer spricht (one conversation at a time)
• Fördere verrückte Ideen (encourage wild ideas)
• Stelle Kritik zurück (defer judgement)
• Quantität ist wichtig (go for quantity)
• Bleib beim Thema (stay on topic)
• Baue auf den Ideen anderer auf (build on the ideas of others)