Corporate Spam

Diesen Post hatte ich schon länger im Sinn, aber heute kam Leonid auf Twitter ums Eck und berichtete, wie sich Kollegen bei ihm wegen einer Yammer-Zusammenfassung beschwerten.

https://twitter.com/LeonidLezner/status/1511983263518277635

Ich spreche in diesem Zusammenhang von „Corporate Spam“.

Egal ob Yammer, oder Mails mit „Updates von All Company…“, es ist einfach eine Unsitte.

Da wird Kommunikation schon fast zu Propaganda. Botschaften werden wahllos (abgesehen von ein paar Algorithmen) über uns ausgeschüttet.

Im Unternehmenskosmos hilft da auch kein Datenschutz und kein Opt-Out.

Und lesen tut es eh keiner.

Aber das ist den zentralen Kommunikationsabteilungen wohl noch nicht ganz klar.

Ein IT-Service-Betreiber meinte jüngst, sie würden wieder auf Newsletter umsteigen, weil in Yammer erreichen sie ihre Nutzer nicht.

Sehr schön finde ich auch Outlook. Das übernimmt schon ein bisschen die Vorselektion für uns:

Da wird zwischen relevanten und sonstigen Mails unterschieden.

Für mich war das Gegenteil von relevant eigentlich immer irrelevant. Aber das scheint überholt.

Ganz allgemein so, würde ich mir in jeder Form der Kommunikation etwas mehr Reflexion wünschen:

  • Was habe ich zu sagen?
  • Wen betrifft es?
  • Wie erreiche ich denjenigen?

Aber vielleicht bin ich ja auch nur altmodisch. Ich bin so ein Spießer, dem es mehr um Inhalte und Wirkung geht, als um Reichweite. Wenn ich den Einen, Richtigen erreiche ist mir doch weit mehr gedient.

Zielgerichtet und mit Hirn und Verstand – das würde ich mir zunehmend wünschen, während ich mein Email-Postfach und all meine Notifications durchkäme und diese mühsam von Corporate Spam und anderem Blödsinn befreie.

Früher gab es mal Inbox-Zero als Produktivitätsstrategie. In diesem Punkt habe ich schon lange resigniert.

Unternehmen warnen ihre Mitarbeiter ansonsten vor Spam, Phishing und Co. Die eigene Unternehmenskommunikation scheint davon unberührt.

Ziemlich peinlich wird es dann auch, wenn solcher Corporate Spam auch noch außerhalb des eigenen Firmenkosmos in soziale Netze wie LinkedIn getragen wird. Sind die meisten Posts von DAX-Vorständen eh schon unerträglich, so werden sie in ihrer Peinlichkeit nur mehr von opportunistischen Schmeißfliegen aus ihren Unternehmen übertroffen, die natürlich alles gut finden, was der Chef so sagt. Ich könnte kotzen.

Ein bisschen mehr Medienkompetenz auf allen Seiten würde ich mir wünschen, aber ich bin halt ein naiver Narr.

#615 SocialMedia und die Gesellschaft

Bin beim Aufräumen gerade über einen Text von Wolf Lotter aus der Brandeins 04/2014 (S. 67) gestolpert in dem er die weit verbreitete Kritik an der schönen neunen SocialMedia-Welt zurecht rückt:

[…] das ist alles albern. Facebook mit seinen „Freunden“ und seiner simplen „Like-Dislike“-Kultur spiegelt nur die Wirklichkeit wider: Man empört sich  und erfreut sich flüchtig, alles geht schnell vorbei. Mark Zuckerberg und seine Truppe kopierten vor einem Jahrzehnt nur das, was längst Realität geworden war: reden statt handeln. das folgt einem weiteren Missverständnis der Ablenkungsgesellschaft: dass alles gut wird, wenn man sich nur ausspricht. Doch das ist falsch. Besser wird es nur, wenn man sich ausspricht und dann das Problem ernsthaft anpackt. Das ist etwas anderes.“



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