Implementierung von Projektmanagement

Ferdinand Miksch führt für seine Bachelorarbeit Experten-Interviews zum Thema „Implementierung eines Projektmanagements in einer etablierten Unternehmensstruktur“.

Nachdem er auch mich gefragt hat, hier meine Antworten:

Frage 1: Für den Anfang wäre es hilfreich, wenn Sie mir kurz erläutern könnten, wie lange Sie sich bereits mit Projektmanagement-Methoden (PM) beschäftigt haben und in welcher Form (z.B. beruflich, akademisch) Sie Erfahrungen in diesem Bereich gesammelt haben

Viel zu lange. Offiziell in Beratungsprojekten mit Schwerpunkt PM seit 1998, aber eigentlich schon früher als Interims-GF, als Trainer oder als Hospitant in einer Beratung…  Dann wären wir schon bei 1996.

2011/2012 kam die Gründung von openPM (e.V.) dazu.

Und seit 2016 ging es auf LinekdIn Learning mit unseren Projektmanagement-Trainings los.

Frage 2: Welche dieser Methoden bevorzugen Sie? Klassisch, agil oder hybrid PM?

Diese Klassen sind Bullshit. Verzeihung. Projektmanagement ist situations- und kontextspezifisch. Wir können ex-post/deskriptiv eine Vorgehensweise zwar einer dieser Schulen zuordnen, aber als Klassen ist das Blödsinn. Diese Ideologisierung hat in den letzten 2 Jahrzehnten völlig unnötig  Aufmerksamkeit auf sich gezogen und von den wirklichen, problemorientierten Fragestellungen abgelenkt.

Frage 3: Welche Rolle spielt für Sie das Change-Management bei der Implementierung eines Projektmanagements in einer etablierten Unternehmensstruktur?

Gegenfrage, was verstehst du (lieber du als Sie) unter Change-Management?
(a) Change-Management als Änderungsmanagement – hier hat uns agiles PM gelehrt, dass wir besser offensiv mit Änderungen umgehen, als sie zu bekämpfen.

(b) Change_Management als Moderationsprozess in der Transformation/Einführung von Neuem. Unsere menschliche Natur sorgt schon dafür, dass dies dauerhaft eine der größten Herausforderungen in Projekten (denn alles Neue kommt über Projekte) sein wird.

Frage 4: Welche Chancen und Risiken sehen Sie bei einer neuen Implementierung?

PM ist nur ein Werkzeug. Wir sollten uns selbst auf der einen Seite nicht so wichtig nehmen, auf der anderen Seite ist vernünftiges PM essentiell, aber da zählt nicht der formelle Prozesse, sondern ausschließlich, was gelebt wird. Insofern macht mir der Begriff „Implementierung“ Angst. Kann man gesunden Menschenverstand implementieren? Er ist da oder er fehlt…

Frage 5: Funktionieren bestimmte PM-Methoden in jeder Branche/Unternehmen? Wie kann ein Unternehmen erkennen, welche die richtige Methode ist?

One size fits all. Natürlclih nicht. Auf so eine Frage antworte ich nicht.

Frage 6: Welche Erfahrungen haben Sie bei einer Implementierung gemacht und wie konnte dies die Effizienz steigern?

Ich wurde explizit als Bollwerk gegen Konzernvorgaben eingekauft: Mach, dass uns das zentrale Portfolio-Management (mit seinen PM-Vorgaben) nicht behindert. Bediene dessen Anforderungen so, dass sie uns nicht am Arbeiten hindern. Wie muss ich das Earned-Value-Template/die Ampel/den Status-Bericht ausfüllen, dass ich meine Ruhe habe.

Stattdessen: Miteinander reden und inhaltliche Auseinandersetzung würde schon helfen.

Frage 7: Wie wirkt sich die Einführung eines Projektmanagements auf die Unternehmenskultur und die Mitarbeitermotivation aus?

Formalismus oder Kultur? Das ist die Gretchenfrage. Eine formalistische Einführung dient bürokratischen Bedürfnissen, ist aber für die Tonne. Auf der anderen Seite: Projektdenken (in allen Dimensionen), Lernen, Erfahrung kann Kultur nur bereichern.

Frage 8: Wie lassen sich Kennzahlen oder Performancegrößen und der geschäftliche Nutzen der Implementierung eines Projektmanagements in einer etablierten Unternehmensstruktur messen und bewerten?

Die verfluchte Quantifizierung. Ich halte sie für völlig überbewertet, weil sie von den wesentlichen inhaltlichen Fragestellungen ablenkt und Exaktheit vorgaukelt. Insofern bin ich ein ganz großer Fan von weniger ist mehr. Gerade beim Messen und Reporten. Wenn wir miteinander reden, müssen wir auch weit weniger reporten, weil wir ja eh im Bild sind. Aber das ist wohl eine Binsenweisheit.

openPM Umfrage

Gestern war wieder einmal die jährliche Mitgliederversammlung von openPM e.V. . Die „üblichen Verdächtigen“ wurden in ihren Ämtern bestätigt. Danke für soviel Vertrauen!

Im Rahmen der Mitgliederversammlung startet auch eine Umfrage zu openPM.

openPM und der Verein dahinter wollen sich weiterentwickeln. Dafür sind wir auf Feedback angewiesen. Bitte beantwortet uns ein paar Fragen, wie ihr openPM seht und was ihr euch künftig von openPM wünscht. Die Teilnahme ist anonym. Die Umfrage nutzt Google Forms, eine Anmeldung ist aber nicht erforderlich.

Wer die Datenkrake Google lieber meiden will, ist natürlich eingeladen, sein Feedback auch formlos und direkt zu geben: info@openpm.info

Beitrag #697 auf schlossBlog

#600 Umfrage: Was können Unternehmen von der Generation Y lernen

Pattrick Müller sucht Teilnehmer für seine kurze Online-Befragung: „Was können Unternehmen von der Generation Y lernen“ im Rahmen seiner Master-Arbeit an der FH Kiel.

Hier geht´s zur Umfrage:

https://docs.google.com/forms/d/1Khd3_aBvXOOPTcHOy6qeoSlrrh_bhn1_rkbKuyBVR4Y/viewform?usp=send_form

#430 Studie: Komplexität in Beratungsprojekten

Bastian Hanisch von der ebs führt im Rahmen seiner Promotion eine Studie zum Thema Komplexität in Beratungsprojekten durch. Wer an der Studie teilnehmen möchte gelangt über diesen Link direkt zur Umfrage.

Im Gegensatz zu anderen Umfragen über Projekte wird explizit bei der Beantwortung zwischen Berater und Auftraggeber unterschieden. Allerdings scheinen Auftrag, Umfang, Organisation und Projektbeteiligte in der Theorie viel klarer, als wir es häufig in der Praxis vorfinden, aber vielleicht liegt das nur an meinen Projekten… Vielleicht liegt es an der Nähe von IT-Projekten zur IT-Regelorganisation.

Seltsamerweise gerate ich bei der Beantwortung solcher Umfragen immer wieder in ungeahnte Schwierigkeiten. So „banale“ Dinge, wie beispielsweise die Frage nach dem Projektaufwand sind bei genauer Betrachtung gar nicht so leicht zu beantworten: Projekte passieren nicht isoliert, sondern sind eingebettet in einem Umfeld. Gehört eine Leistung noch zum Projekt oder schon zur Regelorganisation? De facto gibt es einen permanenten Austausch und Wandel von Anforderungen wie auch Leistungen.

Alles wesentlich zur Umfrage hat auch Andreas auf PJMB/Unlocking Potential zusammengefasst.



bernhardschloss.de