Verbandshuberei

Nein, ich habe keine Lust zum Verbandsbashing.

Nein, ich habe auch nichts gegen die GPM (bin selber Mitglied), obwohl ich ihre kommerziellen Interessen im Zertifizierungs- und Schulungsbusiness kritisch sehe.

Mitte September erreicht mich eine Mail des GPM-Präsidiums mit einer Ausschreibung für die Programmleitung zur Umsetzung des neuen ICB4-Standards in Deutschland. Ging wohl an alle GPM-Mitglieder.

Soweit so gut.

Heute kommt eine neue Mail. Der Kollege Dr. xxx wird als Programmleiter vorgestellt und man bedankt sich für die zahlreichen Bewerbungen. (Zur Klarstellung: Ich habe mich nicht beworben. Und gekränkte Eitelkeit kann daher auch nicht als Grund für diesen Post herhalten.)

Ich hab auch nichts gegen Dr. xxx. Kenne ihn nicht und habe vollstes Vertrauen in seine fachliche Kompetenz, schließlich zählt er zu den Autoren des ICB4.

Rückwirkend bekommt da die Stellenausschreibung allerdings einen faden Beigeschmack. War wohl eher eine Pseudo-Ausschreibung, denn wer hat gegen einen der Autoren überhaupt eine richtige Chance.

Mit der Ausschreibung ist formal den Transparenzanforderungen des Verbands Rechnung getragen, auch wenn der Ausgang von Anfang an klar scheint.

Und jetzt darf der, der am Standard mitgewirkt hat, auch für die kommerzielle Umsetzung in der GPM sorgen. Aufgrund des Wirschaftsbetriebs ist übrigens auch der GPM-Mitgliedsbeitrag teilweise steuerpflichtig.

Die Vermengung solcher  Interessen kotzt mich an. Schade.

Beitrag #694 auf schlossBlog

PM-Zertifizierungen

Zertifizierungen (nicht nur im Projektmanagement) sind ein leidiges Thema. Eigentlich eine gute Idee, mittlerweile häufig zu einem eigenen Geschäftsmodell verkommen.

Für den, der es braucht, haben die Kollegen von InLoox jetzt die drei gängigen Zertifizierungen von GPM, PMI und Prince2 vorgestellt und zusammengefasst:

#691

#590 ADAC, GPM & Co


Nein, hier soll niemanden kriminelles Handeln unterstellt werden.

Und nochmals nein, wenn hier GPM steht, könnte hier genau so gut auch PMI stehen.

Worauf ich hinaus will ist, dass Verbände wie PMI und GPM sich in genau dem gleichen Dilemma befinden, das der ADAC aktuell auszubaden hat: Die Vermischung von kommerziellem und nicht-kommerziellen Interessen.

GPM & Co stehen nicht im Verdacht solcher Verfehlungen, wie sie beim ADAC gerade publik werden (Manipulation, Lobbyismus und persönlicher Missbrauch von Vereinsvermögen). Aber den Pfad der Gemeinnützigkeit haben sie bereits ein gutes Stück verlassen. Oder wussten Sie schon, dass der GPM-Mitgliedsbeitrag anteilig mehrwertsteuerpflichitg ist, weil der Wirtschaftsbetrieb bereits eine relevante Rolle einnimmt?

Verbände verlieren ihren Anspruch auf Unabhängigkeit, je mehr sie sich in kommerzielle Gefilde begeben. Die Kritik an den Projektmanagement-Verbänden hat unter anderem zur Gründung des openPM e.V. geführt, der versucht genau dieser Versuchung zu widerstehen. Aber die bekannten Verbände sind leider in guter Gesellschaft, wenn sie „Herrschaftswissen“ z.B. in Form des Zertifizierungs-Business kommerzialisieren. Nichts gegen die Definition von Standards und auch nichts gegen die Zertifizierung von Standards, aber wenn dabei die Kommerzialisierung überhand nimmt, dann ist das durchaus vergleichbar damit, wenn der ADAC mit seinen gelben Engeln Autobatterien gegen Provision verkauft.

Leider befinden sich die Verbände seit Jahr und Tag in schlechter Gesellschaft, denn auch ISO-Normen werden als Herrschaftswissen gegen teures Geld verhökert (einen lieben Gruß an den Beuth-Verlag). Dabei verliert jede Norm ihren Anspruch darauf Standard zu sein, wenn sie nicht transparent und öffentlich verfügbar ist. Nicht weil ihre Erarbeitung nichts kostet, aber nur wenn sie transparent sind, sind sie überprüfbar. Und nur die Überprüfbarkeit rechtfertigt ihren Geltungsanspruch!

Es ist vollkommen legitim Wissen gegen Entgelt zu verkaufen, aber wer dieses Wissen gleichzeitig zu einem allgemeinen Standard erhebt ist schlichtweg ein Pharisäer!

Bildquelle: michieldijcks (CC BY 2.0)
http://www.flickr.com/photos/michieldijcks/2966084193/

#451 PM-Reader

Hier wieder einige lesenswerte aktuelle PM-Threads:

  • Andreas Heilwagen berichtet im Forum des Projekt-Magazins über eine neue agile Zertifizierung des PMI. (Man könnte böse fragen: Können die überhaupt agil?) Ich habe meine Skepsis gegenüber dem Zertifizierungswahn und der Zertifizierungsindustrie bereits mehrfach zum Ausdruck gebracht.
  • Also doch: Bei Projektmanagement geht es um gesunden Menschenverstand! Nachzulesen auf PM Student .
  • Lynda Bourne entwickelt die Rolle eines CPO – Chief Project Officer (nach CEO, CFO, CIO, …). Wie ich finde eine schöne Metapher, aber praktisch habe ich meine Zweifel, weil dort, wo ich vergleichbare Ansätze in der Praxis gesehen habe, hat dies nur zu einer massiven Bürokratisierung geführt. Wahrscheinlich ist das Problem, dass es nicht einen CPO geben sollte, sondern dass jeder(!) ein CPO sein sollte…
  • Was wäre der PM-Reader ohne einen Hinweis auf einen neuen Beitrag von Marcus Raitner – diesmal zum Thema Sinn stiften?

#322 PM Zertifizierungen (2)

PM-Definitionen und PJMB berichten über eine mögliche Annäherung von IPMA/GPM und PMI, die möglicherweise zu einer gegenseitigen Anerkennung der unterschiedlichen Zertifierungen führen könnte.

#321 PM Zertifizierungen

Ich bin nicht wirklich ein Freund von PM Zertifizierungen. Andreas Heilwagen von PJMB hat jetzt im Forum des Projektmagazins einen Thread gepostet, in dem er fragt, welche Rolle Zertifizierungen bei Projektausschreibungen spielen und langsam trudeln einige Antworten ein.
Eine Zertifizierung kann Erfahrung nicht ersetzen. Zertifizierungen mögen bei anonymen Ausschreibungen noch helfen, doch eigentlich ist unser Business ein People-Business. Und spätestens dann, wenn ich mein gegenüber kenne (oder kennenlerne) zählt nur mehr die Praxis.
Allerdings verstecken sich Vermittler und Einkaufsabteilungen mitunter hinter solchen Anforderungen, aber eigentlich nur aus Überforderung.
Das Zertifizierungen ein eigenes Geschäftsmodell sind, an dem nicht nur die konkurrierenden Verbände verdienen wollen, sondern auch eine ganze Reihe Dienstleister, wurde hier auch schon zurecht angemäkelt. Mit einer einmaligen Zertifizierung ist es ja nicht getan und dann gibt es auch verschiedene Zertifizierungsstufen und und und. Die Zertifizierungsmodelle bedienen mehr Bürokratien als Projekte. Schnell werden sie zum Selbstzweck.



bernhardschloss.de